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Grandmaster RibenLARP
Nicole Spielleitung

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Alltagsszenen

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Barahimes Zukunft

Auswahl

Sorgsam wählt Barahime einen Kimono aus. Ein prächtiger soll es sein, ohne jedoch zu extravagant zu wirken. Edel und zum Anlass passend, nicht aber überladen mit Motiven und Farben. Schlicht, aber auch nicht in der Farbpracht des Gartens verschwinden.

“Den hier”, sagt die Samurai und ihre Zofe gibt ein Zeichen an die Diener um die anderen Kimono zu falten und in Papier gehüllt zurück in den Schrank zu legen.
Als nächstes gilt es sich für einen Obi zu entscheiden. Eine weitere Wahl die sorgfältig durchdacht sein will. Schnell beschließt Barahime keinen der Obi mit schwarz als Hintergrundfarbe zu wählen, es wäre zwar ein schöner Kontrast zu dem hellen Orange des Kimono, aber der Kontrast schien ihr zu kräftig für den Anlass und die Umgebung.

“Haru-chan, lass mir einige grüne Obi mit Blumenmotiven bringen und den Obi in hellem Blau…nein, lieber helles Blau-Violett.”
“Hai, Barahime-sama.”

Tsuru Haruko ist eine rangniedere Samurai und persönliche Zofe Bijutsuru Barahimes. Die Zofe weist die Diener an, die entsprechenden Obi zu bringen, während Barahime bereits darüber nachdenkt, welche Accessoires denn am besten zu Obi und Kimono passen.
Schnell legen die Diener fünf Obi auf den Boden, damit Barahime wählen kann. Jeder der Obi so positioniert, dass der Kimono zwischen den breiten Stoffbahnen liegt und die Farbharmonie sichtbar ist. Die junge Frau entscheidet sich für einen der gelb-grünen Obi mit eingewebtem Blumenmuster, welches die Farben des Kimono aufgreift. Die Diener räumen die anderen wieder weg.
“Bring mir das Blauregen-Set”, sagt Barahime beim Verlassen des Raums und wartet im Ankleidezimmer auf die Diener und ihre Zofe.

 

Treffen im Garten


Barahime betrachtet Lavendel, welcher langsam zu welken beginnt. Es ist erstaunlich wie spät im Herbst noch der Garten blüht. Vor den Farben der zart duftenden Blüten hebt sich auch Barahimes oranger Kimono mit dem gelb-grünen Obi und den blau-violetten Akzenten durch die Kordel und das Tuch am Obi.
“Ehrenwerte Bijutsuru Barahime-sama, es ist mir eine Ehre Euch hier zu sehen”, begrüßt eine angenehme Stimme die junge Frau.
Sie lächelt hinter ihrem Fächer und dreht sich langsam zu dem Samurai hinter ihr um. Als sie ihre  Augen aufschlägt, blickt sie in das Gesicht des Mannes, der ihr vor sieben Tagen einen Brief sandte.
“Ich fühle mich geehrt von Eurer Einladung, Sasori Hideyoshi-san”, erwidert sie die Begrüßung und widersteht dem Drang ihr Gegenüber zu umarmen.
“Bitte gestattet mir doch, Euch durch den Garten zu führen. Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dass ihr die Einladung zur Erntedankfeier in der Hauptstadt ausschlagen würdet um mein bescheidenes Heim zu besuchen.”

Barahime hörte kaum die Worte und reagierte mehr instinktiv auf die Geste des Samurai der Skorpione. Einer der vielen Momente an denen sie dankbar für ihr intensives Training für Etikette war. Es half ihr richtig zu reagieren, selbst wenn sie mit ihren Gedanken ganz woanders war.
Einen Schritt hinter den beiden Samurai folgte die Zofe Barahimes. Pflichtbewusst achtete sie darauf, dass die gesellschaftlichen Regeln eingehalten wurden und nicht die Ehre oder den Ruf ihrer Herrin beflecken konnte.

 

Nakodo


Barahime saß mit ihren Eltern an einer Seite des Tisches und Hideyoshi mit seiner Familie auf der anderen Seite.

Es waren einundzwanzig Tage vergangen seit Barahime Hideyoshi in seinem Garten besucht hatte. Geschenke folgten dem Treffen und Briefe.
Eine entfernte Verwandte, die Nonne Utahime, hatte Barahime ebenfalls in der Zeit besucht und riet dazu eine Nakodo hinzuziehen und zu prüfen ob Sasori Hideyoshi wirklich ein geeigneter Partner für Barahime sei. Danach sprach sie nur noch voller Stolz von Kiku Delun, dem neuen Saibankan in Dulumi-Siti und davon, dass er doch eine viel bessere Partie für Barahime sei. Die junge Frau war jedoch nicht traurig, dass die Nonne nicht lange bleiben konnte und bald die weiterreise nach Rimachi antrat.
Zu Barahimes Leidwesen hatten ihre Eltern jedoch auf den Rat mit der Nakodo gehört und die Heiratsvermittlerin spricht nun schon seit einer Stunde davon warum die Horoskope der beiden nicht kompatibel sind und was alles beachtet werden müsste um eine gute Ehe dennoch zu ermöglichen.
Opfergaben an Ahnen und Benten. Rituale an bestimmten Tagen. Treffen dürfen nur noch zu bestimmten glückverheißenden Zeitpunkten stattfinden. Je nachdem wann das Treffen stattfinden würde und was getan wird, müssten andere Farben und Accessoires getragen werden.
Barahime fragt sich ob die Nakodo einen Vertrag mit Händlern hat und dies der wahre Grund für all diese Regeln ist.

Am Morgen


Eine klare sternenlose Nacht. Makoto beobachtet die ersten Sonnenstrahlen. Es ist lange her, dass sie die Möglichkeit hatte den Garten ihrer Eltern in Ruhe zu genießen. Ein sanfter Wind streicht über durch die Bäume und das leise Rascheln der Blätter durchbricht die Stille.

Makoto erhebt sich von der Steinbank unter dem kahlen Kirschbaum und knirschende Schritte bringen sie durch den Schnee zu dem kleinen Ahnenschrein im Garten um dort zu den Ahnen zu beten. Das Zwitschern der ersten Vögel in der Stille des Morgens ist eine der Lieblingsmelodien der jungen Frau.
Sobald die Strahlen der Sonne den Rücken der Betenden wärmen, beendet sie ihr Gebet und verlässt den Schrein.
Zurück im Haus bemerkt Makoto das ihre Eltern noch schlafen, sie geht also in die Küche und beginnt das Frühstück zuzubereiten.
Der Reis vom Vortag wird mit etwas Wasser und getrockneten Kräutern aus dem Garten. Nebenbei brät Makoto frischen Fisch mit Sojasauce ab und bereitet Tee zu.
Sobald das Frühstück auf die Schüsseln verteilt und am Esstisch serviert ist, sind auch Makotos Eltern wach.

Gemeinsam frühstückt die Familie, räumt den Tisch ab und reinigt die Küche.
Makoto holt ihre Gebetsrollen aus dem Zimmer, legt ihr Wakizashi an und verlässt das Haus, nachdem sie sich kurz von ihren Eltern verabschiedet hat.
Die junge Frau macht sich auf den Weg zum naheliegenden Tempel. Makotos Ehemann lebt dort und muss heute ein wichtiges Ritual abhalten, sie soll ihm dabei helfen.
In Gedanken geht sie bereits die Schritte des Rituals durch und nimmt die Schneeflocken welche sanft vom Himmel zu fallen beginnen kaum wahr.

Training


“Eins“, erklang die dröhnende Stimme in der Trainingshalle und wie ein Körper bewegten sich die Schüler von der Grundstellung in die nächste Position.
„Zwei“, und ein Tritt folgte der ersten Bewegung und Ichiro verlor das Gleichgewicht. Einige seiner Mitschüler im Raum kicherten verhalten, ein tadelnder Blick des Sensei brachte die jungen Leute jedoch schnell zum Schweigen.

„Ichiro! Nach vorne. Der Rest macht weiter“, wies der Lehrmeister an und zählte weiter.

Der Junge rappelte sich auf und eilte nach vorne zu Sensei Makoto. Dort angekommen verneigte er sich knapp und wartete nervös auf Anweisungen.
Nach der zehnten Bewegung wies Makoto die Schüler an in Paaren die Abläufe der Kata zu üben und wandte sich Ichiro zu.

Barahime



„Hime-sama! Hime-sama! Er hat Euch einen Brief geschickt!“, rief die Zofe aufgeregt, als sie den Raum der Prinzessin betrat, jegliche Etikette vergessend.
„Haru-chan! Nicht so laut“, tadelte die Prinzessin ihre Zofe und nahm vorsichtig das dargereichte Papier entgegen.

Es war blau gefärbt und mit Blüten versetzt. Sorgsam gefaltet und auch die Kalligraphie auf dem Umschlag war schön anzusehen. Die zarten Finger der Prinzessin öffneten sorgsam die Kordel um den Brief und falteten das Papier vorsichtig auf. Getrocknete Rosenblüten lagen gemeinsam mit einem Brief im Inneren des Umschlags.

„Ehrenwerte Bijutsuru Barahime

Sonnenstrahlen fallen durch das sich färbende Blätterdach des Ahorns vor meinem Zimmer. Sie wärmen mein Gesicht, doch ist diese Wärme nicht vergleichbar mit dem Feuer das in meinem Herzen brennt.

Prinzessin der Rosen, vergebt diesem Narren der Euch mit einem belanglosen Brief belästigt.

Obwohl erst ein Tag vergangen ist, seit wir uns sahen, sehnt sich mein Herz nach Euch.

Die Tradition meiner Familie verlangt jedoch, dass nach dem ersten Treffen sieben Mal die Sonne aufgeht, bevor ein weiteres Treffen stattfinden darf und so sitze ich hier und schreibe Euch diesen Brief.

Ein närrischer Samurai“, las Barahime den Brief leise vor.

Sie kicherte und ihre Finger strichen sanft über das Papier. Dann legte sie den Brief zur Seite und seufzte.

 

Buntes Laub 

Leises rascheln im Garten

Nadelmaus

 

Hanabi



Vorsichtig misst sie das schwarze Pulver ab und fügt es zu den anderen in die Schüssel. Langsame Bewegungen mischen und verfeinern das Pulver mit einem Mörser, während eine melodische Stimme ein Gebet rezitiert.
Die verschiedenfarbigen Pulver haben sich zu einem feinen gräulichen Staub vermischt und werden nun vorsichtig in ein Bambusrohr umgefüllt. Geschickte Finger prüfen den Sitz der Schnur im Deckel und verschließen das Bambusrohr. Zu guter letzt versiegelt sie vorsichtig alle Risse mit Wachs und schreibt mit geübten Bewegungen “Ao-Hanabi” auf die Hülle.

Sie wiederholt den Vorgang mit weiteren Mischungen, nachdem sie ihre Ausrüstung gereinigt hatte noch weitere sechs mal. Sie wollte sieben Feuerwerke in je einer Farbe des Regenbogens an die Shinno hi-Kiku Hikaru senden, denn die oberste Hohepriesterin könne bestimmt mit einem Regenbogen im Himmel die heiligen Wesen um Hilfe in diesen dunklen Zeiten bitten.

 

Vom Wind getragen

gleiten Blätter

sanft auf den Pfad

 

Vollmondnacht

 
Shǎzi kletterte auf das Dach der Villa. Oben angekommen platzierte er sich und vier Flaschen von dem besten Sake der Stadt mittig und begann genüsslich zu trinken, während er den vollen Mond betrachtete.
Wehmütig dachte er an die hübsche Diplomatin die er vor einigen Stunden getroffen hatte. Mírén. Ihr Haar war nur von einem schlichten blauen Band in einem einfach Zopf fixiert. Fließender Stoff verhüllte den schlanken Körper. Shǎzi war fasziniert davon, wie sehr das schlichte Äußere der Frau die Aufmerksamkeit aller auf sie zog. Meist werden Diplomaten eher ignoriert, wenn die Kleidung zu schlicht ist und nicht der aktuellen Mode entspricht. Aber Mírén wurde nicht ignoriert. Man hörte sie an, wann immer sie ihre sanfte Stimme erhob.
Shǎzi hatte bereits zwei der Flaschen geleert und wandte sich nun der dritten Flasche zu.
 
Vollmond groß und rund
ziehst still und leis deine Bahn
entlang am Himmel
 
Er genoss die kühle Nachtluft und ließ seine Gedanken wandern. Vielleicht konnte er morgen die Dame zu einem Tee einladen?
 
Die vierte Weinflasche war leer und Shǎzi seufzte Wehmütig. Langsam und vorsichtig machte er sich auf den Weg nach unten. Doch bevor er den Boden erreichte, verlor Shǎzi den Halt und stürzte. Er stieß sich den Kopf und blieb bewusstlos im Hof liegen.
 
 

Minchin

 
Minchin war sich seiner Ahnenforschung sicher. Seine Urgroßmutter war eine Enkelin der Schwester des dritten Kaisers. Und tatsächlich hatte einer ihrer Enkeln eine Generation später einen Prinzen der kaiserlichen Linie geheiratet. Und sein Vater war mit dem Sohn des ersten Prinzen verwandt. Das kaiserliche Blut floss also sowohl durch die mütterliche als auch durch die väterliche Linie in seinen Adern.
Und bei der Inkompetenz des Ou-Daimyou und dem Unglück, welches Riben seit dem Rücktritt des letzten Kaisers heimsuchte, musste er nun zur Tat schreiten und den falschen Regenten ersetzen.
 
Und so schritt Minchin festen Schrittes auf den kaiserlichen Palast in der hauptstadt des Reiches zu. Er war fest entschlossen den Ou-Daimyou zu einem Duell zu fordern und nach dem Sieg sich selbst zum Tenno zu ernennen.
 
Doch diese Palastwachen wollten ihn nicht durch das Tor lassen. Sie blockierten den Eingang und fragten was er hier suchen würde.
Er! Ein Sohn der kaiserlichen Linie!
Und vor allem was bildete sich diese Frau ein? Wer hatte ihr erlaubt eine Waffe zu tragen? Und warum sollte sie das Recht haben ihm den Zutritt zu verweigern? Er ist immerhin ein Mitglied der Familie und will nur Verwandte besuchen.
Wer, wenn nicht er, soll denn sonst dem Ou-Daimyou sagen, dass er seinen Job nicht gut macht?
Und noch viel wichtiger! Wer sollte denn sonst die Position des Tenno übernehmen? Der Prinz ist noch zu jung. Mit 14 Sommern ist seine Zeit für den Thron noch nicht gekommen. Und Bruder hat er keinen. Einer seiner Cousins ist bereits Bürgermeister und nicht kompetenter als Kiku Kuma selbst. Aber Rimachi würde auch ohne Bürgermeister gut laufen. Und ein anderer wird grad zum Richter der Hauptstadt des Han der Kraniche.
Jedenfalls bleibe doch nur ich!
 
Und jetzt lachen mich die anderen Palastwachen aus! Was für eine Frechheit! Die wollen MICH festnehmen!
Dabei ist es doch mein Recht den Ou-Daimyou zum Duell um die Regentschaft über Riben zu fordern!

Nachhall


"Was der Tanuki wohl im Garten des Natsukiku wollte?", fragt die Prinzessin während sie laut nachdenkt. Sie sitzt in ihrem Zimmer und dreht einen Teelöffel zwischen ihren Fingern, während sie in Gedanken noch beim Sommerfest war. 
"Der Kranich beobachtet aus der Distanz wie der Schwan den Glanz des Himmels sucht, während der Fuchs den Glanz verdirbt und dem Schwan zuvorkommt", flüstert Kiku Hikaru, während sie noch einmal die Worte liest. Nachdem die Notiz verschwunden war, hoffte Hikaru, dass sie sich den Wortlaut genau gemerkt hatte. Sie wird den Berater der Sasori per Brief danach fragen. Vielleicht erinnert er sich und kann den Wortlaut bestätigen. 
Später an dem Abend hatte sie in Begleitung von Tsuru Sajin und dem Schnitzer noch eine weitere Notiz gefunden.
"Der Schwan tarnt und verbirgt sich in den Schatten. Erst wenn er seine wahre Gestalt zeigt, wird der Glanz die Nacht erlauchten."


Hikaru seufzt. Ihr Blick wandert über diverse Papiere auf und neben dem Tisch. Alles entweder Teile der Prophezeiung, die vollständige Fassung, Varianten der Prophezeiung oder andere geheimnisvolle Notizen. Die meisten handeln von einem Schwan, Fuchs oder Kitsune, dem Silber des Himmels, einem Glanz oder der Chrysantheme.
Und dann war da die Notiz mit dem Mond.
"Der volle Mond steht nie allein am Himmel. Wer mit dem Herzen sieht, erkennt die Sterne."
Die oberste Hohepriesterin hatte das Gefühl ihr würde die Zeit wie Sand durch die Finger rieseln, während sie nach Antworten zu rätselhaften Worten sucht und es eine wachsende Unruhe im Volk gibt. 

"Vielleicht war die Prophezeiung reine Zeitverschwendung?", fragt sich Hikaru. "Vielleicht dient sie nur der Ablenkung? Aber warum passen die Worte dann so gut zur der Situation des Reiches? Und wovon würde man uns ablenken wollen?"

Frustriert erhebt sich die Prinzessin und verlässt ihr Zimmer. Ihre Füße tragen sie an den Fluss im Garten des Natsukiku an die Stelle an der sie vor so vielen Jahren jeden Abend mit Sasori Kagemaru saß und die Enten beobachtete. Bei dem Gedanken an ihren ehemaligen Leibwächter und Waffenmeister des Palastes überkam sie Sehnsucht und Einsamkeit.

"Mögen die Ahnen über dich wachen, Kagemaru. Wo auch immer du bist."

Makoto

 

Loyalität


Winter. Schnee fällt vom Himmel und Atemwölkchen schweben vor Minakos Gesicht. Sie sitzt auf der Terrasse vor dem Raum in dem ihre Kinder gerade die gerade die Lehren des Bushido erklärt bekommen. Minako hebt eine Tasse Tee an ihre Lippen welche von Lachfalten umspielt sind. Eine graue Strähne löst sich aus dem sonst schwarzen Haarknoten und umrahmt Minakos Gesicht, welches von einer filigranen Silbermaske halb verborgen wurde.

Chu steht für Loyalität und Treue. Minako lächelt bei dem Gedanken an ihren Beweis der Loyalität ihrem Han gegenüber. Der Mönch bemerkt dies.

„Minako-sama, habt Ihr etwas den Lehren des Bushido hinzuzufügen?“, fragt der kahlköpfige Mönch.
Die Kinder, Makoto und Aiko, wenden sich ihrer Mutter zu und sehen sie neugierig an.
„Nicht viel. Nur die Anmerkung, dass auch Makoto für Treue und Loyalität steht, je nachdem welches Schriftzeichen verwendet wird. Und eine kleine Geschichte über die Wege des Schicksals und wie meine Loyalität geprüft wurde“, sagt die Samurai zu dem Mönch.
Dieser nimmt in einem Meditationssitz Platz und fordert Minako mit einer Geste dazu auf zu erzählen.

„Einige Wochen nach meinem Abschluss auf der Kosasori Schauspiel-Schule wurde ich in den Palast unserer Daimyo eingeladen. Gemeinsam mit Yuuto-san, Miyu-san und Reika-dono bekam ich meinen ersten Auftrag. Wir sollten einen Grenzstreit mit Samurai aus dem Han der Löwen verhindern. Und dies gelang uns auch. Doch war dieser Auftrag nur ein Test unserer Daimyo, sie wollte sicherstellen dass wir gut zusammenarbeiten und unsere Stärken überprüfen. Denn sie hatte einen viel wichtigeren Auftrag für uns.
Die Suche nach dem schwarzen Opium. Diese Suche führte uns nach Yeohaeng, die Stadt liegt inmitten von Opium Feldern. Opium, welches für medizinische Zwecke angebaut und in der Yeohaeng verarbeitet wird. Ein Fluss teilt Yeohaeng und auf einer kleinen Insel in diesem Fluss liegt Tränen Insel, der Vergnügungsbezirk der Stadt. Ich reiste mit Reika-dono, Miyu-san und Yuuto-san in diese Stadt um dort das schwarze Opium zu finden. Reika-dono war damals noch nicht Oberhaupt unserer Familie, ihre Großmutter tat jedoch ihr Bestes um Reika-dono auf ihre Aufgaben als Daimyo vorzubereiten. Nichts ist wichtiger als eine Handvoll Samurai denen unser Oberhaupt vertrauen kann und so prüfte Reika-donos Großmutter Yuuto-san, Miyu-san und mich."

 

Geschichten aus Yeohaeng


"Miyu-san war damals noch recht kindlich und ihre Liebe zu Katzen war damals noch viel stärker als heute. Niemand hätte je vermutet, dass eine derart tödliche Kämpferin in diesem kindlichen Körper steckte.
Yuuto-san ist einer der wenigen Shugenja in unserer Familie und seine Gabe mit den Göttern der Elemente, auch kami genannt, zu kommunizieren war überaus hilfreich bei dieser Mission. Ebenso wie seine medizinischen Kenntnisse und sein umfangreiches Wissen über beinahe alle Gebiete. Doch sein andersfarbiges Auge sorgte dafür, dass die meisten ihm nicht sehr lange ins Gesicht sehen konnten.
Reika-dono war damals schon eine Schönheit, ihr hüftlanges schwarzes Haar stets kunstvoll hochgesteckt und ihre Kimono nicht nur immer den aktuellen Modetrends entsprechend, sondern auch stets von bester Qualität. Ihre Leibwächterin, die wir alle nur Bayushi-Bushi nannten, wich auch damals schon nicht von ihrer Seite.
Die Erbin residierte selbstverständlich bei ihrem Verlobten im Stadtzentrum, während wir abseits vom Regierungsviertel bei einem alten, blinden Shugenja unterkamen. Da die Haushälterin unseres Gastgebers kurz nach unserem Eintreffen heiratete und sich um ihren eigenen Haushalt kümmern musste, übernahm ich die häuslichen Pflichten und lernte die Kunst des Kochens", erzählte Minako ihren Kindern.
"Miyu-san, Yuuto-san und ich richten uns in unseren Gästezimmern ein und folgten danach jeder seiner üblichen Abendroutine. Yuuto-san verbrachte seine Zeit nach dem Essen im Gebet am Schrein, im Garten hinter dem Haus. Miyu übt ihre Kampftechniken. Und ich..., ich meditierte ein wenig und übte ein paar Gesangstechniken.Die nächsten paar Tage verbrachten wir damit uns mit Yeohaeng vertraut zu machen und einzuleben. Wir besuchten den Tempel-Bezirk um den Ahnen und den kami unsere Ehrerbietung zu zeigen, danach gingen wir auf den Markt um uns einen Überblick zu verschaffen was wo zu bekommen ist. Doch die Ruhephase dauert nicht lange an. Wir waren nicht in der Stadt der Geschichten um Urlaub zu machen.
Das Oberhaupt der Kosasori hat uns in die Stadt geschickt, weil jemand tödliches Opium in Umlauf gebracht hat. Da Yeohaengs Hauptexportware Opium ist, wäre es sehr problematisch gewesen, wäre dieses schwarze Opium in Umlauf gekommen. Yuuto-san gab sich als kräuterkundiger Bürger mit dem Namen Löwenzahn aus und knüpft Kontakte zu den Heilern, Kräuterkundigen und Apothekern der Bürger von Yeohaeng."

 

Ryuonosuke


“Reika-dono bediente sich des Netzwerkes an Diplomaten, Magistraten und deren Helfern um an Gerüchte und Informationen über diverse Händler ranzukommen. Mein Alter Ego Kirschblüte sorgte in den Vergnügungsstätten Yeohaengs für Unterhaltung während Miyu-san die Kunden im Auge behielt und ihre Kontakte zu den Schatten ihrer Schule zur Unterstützung holte. An einem der Tage kam Reika-dono mit einem Plakat zu mir und fragte mich warum ich denn ein Konzert gebe ohne es ihr zu erzählen. Verwirrt nahm ich das Plakat entgegen und stellte fest, dass jemand tatsächlich mich als Musikerin und Sängerin ankündigte.
Ryuonosuke lud in sein Konzert-und Theaterhaus ein und ich sollte auftreten. Reika-dono, Yuuto-san und Miyu-san begleiteten mich zu seinem Haus, als ich nach einer Erklärung verlangte. Zwillinge begrüßten uns und informierten uns darüber, dass wir bereits erwartet würden. Wir begleiteten die beiden jungen Frauen die im Yin-Yang-Stil gekleidet waren, eine Hell die andere Dunkel, doch sonst ident aussehen in einen kleinen Nebenraum des Theaters. Dort erwartete uns ein Mann. Groß, schlank, drahtige Muskeln und umgeben von einer mysteriösen Aura...sein langes offenes Haar fiel ihm über die Schultern und lies ihn weiblich erscheinen, was durch den Kimono den er trug noch unterstrichen wurde, doch als Schauspielerin und trainierte Spionin erkannte ich ihn sofort als Mann.
Er offenbarte und dass er von unserem Eintreffen wusste und er meine Künste sehen wollte, da er jedoch dieses Haus nicht verlassen durfte, blieb ihm keine Wahl als mich einzuladen. Etwas überrascht von dieser Feststellung besprach ich dann mit ihm die Details des Auftrittes.
Da ich nur wenig Zeit für Vorbereitungen hatte, wählte ich meinen besten Kimono und bat Reika darum mich auf den Markt zu begleiten um passende Accessoires auszusuchen", fuhr Minako mit ihrer Erzählung fort.
Minako lächelte bei der Erinnerung an Ryuonosuke und den Besuch auf dem Markt.

Auftritt

"Ich betrat die Bühne in einem dunkelroten Seidenkimono, die Farbe von saftigen, reifen Kirschen, der Kragen bestickt mit schwarz und gold zeigte Sommerblüten und Efeu, passend zur Jahreszeit und der Obi, schwarz mit goldenen und roten Stickereien zeigt dieselben Blüten und Efeu-Blätter, doch der schlichte Taiko-Knoten gibt den Blick auf das eingewobene Familienwappen der Kosasori-Familie frei. Nur wer genau hinsieht erkennt, dass mit demselben Faden aus dem der Kimonogewebt wurde, sowohl links als auch rechts neben dem Kragen ebenfalls das Familienwappen aufgestickt ist. Mein Haar ist zu einem schlichten Haarknoten gebunden, festgehalten von einer goldenen Haarnadel mit roten Perlen. Eine fein gearbeitete Maske aus geschwärztem Silber rankte sich um meine Augen und ließ nur meinen Mund frei, so dass meine roten Lippen ungehindert die Klänge der Lieder die ich singe formen konnten.
Als ich meinen Platz in der Mitte der Bühne einnahm, sah ich den berüchtigten Kunstkritiker Bijutsuru Tsuruhito-san und seinen Sohn, Koichi-kun, im Publikum", erzählte Minako mit einem Lächeln.
"Mein Blick blieb für den Bruchteil einer Sekunde an Koichi hängen, doch lies ich mir nichts weiter anmerken. Meine klare Stimme hallte durch den Saal und die Klänge meiner Biwa untermalten die Stimmung.
Als das Konzert zu Ende war und die Vorhänge die Bühne verhüllten, fühlte ich eine bekannte Wärme in meinen Herzen.
Ich lies die Bühne hinter mir, stellte mein Instrument ab, erfrischte mich kurz und begab mich dann in den Bankett-Saal zu den Gästen.
Auf dem Weg hinaus lächelte mir Ryuonosuke zu, untypisch für einen Samurai...aber ist er wirklich ein Samurai?
Ich prägte mir sein Lächeln ein und nahm mir vor sein Verhalten etwas genauer zu studieren.
Ich hörte schon die Stimmen der Gäste und ihre Diskussionen über das Konzert. Einen Moment zögerte ich... was wenn Koichi-kun und
sein Vater das Theater bereits verlassen hatten? Vielleicht habe ich die beiden Kranich-Samurai auch verwechselt?



Konzert-Feier

"Doch so schnell wie die Zweifel da waren, waren sie auch wieder weg. Ich bin eine Samurai, ich habe keine Zeit für so etwas.
Das Konzert war perfekt, wenn auch mein Kimono und der Schmuck etwas schlicht waren. Es war etwas kurzfristig angekündigt und ich hatte nicht viel Zeit etwas vorzubereiten. Ich mischte mich unter die Menge der Gäste und einiges an Komplimenten und Geschenken der Anerkennung, welche üblicherweise so überreicht wurden, dass niemand etwas davon bemerkte, wurden mir entgegengebracht.
Bei dem gemeinsamen Essen wurden die Auswahl der Lieder und die Wahl der Deko, sowie der Accessoires und meines Kimono ausgiebig diskutiert. Auch Reika-dono, Yuuto-san und Miyu-san waren bei dem Essen dabei. Irgendwann stahl sich Miyu-san davon.
Vermutlich kletterte sie in die Dachbalken und beobachtete die Szenerie von oben.
Bijutsuru Tsuruhito war auch an diesem Abend wieder mein schärfster Kritiker. Sein Sohn jedoch ergriff das Wort für mich und versuchte seinem Vater in einem Wortgefecht Paroli zu bieten. Wenig später reichte mir Koichi-kun im verborgenen einen Fächer, handbemalt mit roten und blauen Blumen, doch seine unbeholfene Art die Übergabe zu verbergen machte offensichtlich, dass ein Geschenk der Anerkennung überreicht wurde. Das Wortgefecht der beiden Kranich-Samurai wurde jedoch kaum unterbrochen, nur gelegentlich streute ein anderer Gast eine Bemerkung ein um die Diskussion am Leben zu erhalten.
Ich entschuldigte mich für einen Moment und zog mich zurück. Hinter der Bühne schrieb ich ein Gedicht auf ein Seidentuch und faltete dies vorsichtig, sobald die Tusche trocken war.
Zurück bei den anderen Gästen überreichte ich das Tuch dann an Koichi-kun, doch war ich bereits sehr müde und verlor beinahe das Gleichgewicht...wäre es ein Kabuki-Theater gewesen hätten die Gäste wohl darüber gelacht, so blickten sie betreten beiseite oder taten so als hätten sie nichts bemerkt. Wenig später wurden die Fenster zu dem umgebenden Garten geöffnet...scheinbar bekam Tsuruhito-san die Flüssigkeit, die an einem Faden in seinen Tee tropfte, nicht so gut.“
Minako nimmt einen weiteren Schluck von ihrem Tee und lächelt gedankenverloren bei den Erinnerungen an jenen Abend.



Ningyo

„Kurze Zeit später verabschiedeten sich dann die beiden Kranich-Samurai und nach einer Weile verließen dann auch die anderen Gäste das Theaterhaus", begann Minako ihre Erzählung fortzusetzen.
"Am nächsten Tag stand dann wieder im Zeichen der Ermittlungen und wir folgten einer Spur in das Sakehaus „Zum glücklichen Tanuki“. Leider war diese Spur nicht nur wenig ergiebig, sie befleckte auch noch den Ruf von Reika-dono.
Jemand beschuldigte sie des Mordes einer Samurai.
Auf der Suche nach Beweisen für ihre Unschuld hatten wir jedoch einige Schwierigkeiten, daher suchte ich Ryuonosuke auf. Er fragte mich was ich zu opfern bereit wäre um Reika zu schützen, ohne Zögern antwortete ich Wahrheitsgemäß „mein Leben“...er fragte mich ob ich auch meine Liebe opfern würde, welches ich etwas irritiert dennoch bejahte.
Ryuonosuke reichte mir seine Pfeife und forderte mich auf einen Zug zu nehmen. Seiner Aufforderung folgend nahm ich einen Zug und hustete danach heftig.
Verwirrt fragte ich nach einer Erklärung, doch Ryuonosuke meinte nur ich würde es verstehen, wenn es soweit ist.
Einige Tage später entspannten Reik-donoa, Miyu-san und ich uns in einem der Badehäuser Yeohaengs als ich plötzlich Fuchsfeuer hustete und ein Angreifer sichtbar wurde und welcher mit einem gezielten Angriff von Miyuu-san, Bayushi-Bushi und mir unschädlich gemacht wurde.
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern wie, aber dies führte uns letzten Endes dazu, dass wir Reika-donos Unschuld beweisen konnten.
Nach weiteren Wochen zermürbender Suche nach Hinweisen, kam es zu einem weiteren Todesfall und wie die Kami es so wollten waren Löwenzahn und Miyu-san als erste bei der Leiche und konnten noch Spuren von dem „schwarzen Opium“ finden.
Yuuto untersuchte das Opium und stellte fest, dass es eine Zutat enthält die für die Tode verantwortlich ist. Das Blut von Ningyo."


Auftritt

"Um diesen Dämon austreiben zu können müssten wir ihn erst einmal beschwören und danach vernichten.
Ich bot an ein Theaterstück als Ablenkung zu verwenden und so wurde Ryuonosuke eingeweiht und wir arbeiteten daran ein Theaterstück vorzubereiten.
Als Hauptdarsteller waren neben meiner Selbst auch ein Schauspieler vom Clan der Einhörner geladen, Ide Motochika, denn er war gerade in der Stadt und ein grandioser Schauspieler, ebenso wie eine Schulkollegin von mir und einige andere Musiker und Schauspieler unserer Schule.
Selbstverständlich wurde auch eine große Zahl an Gästen eingeladen und Koichi befand sich unter ihnen, leider musste Koichis Vater jedoch absagen. Als ich Koichi begegnete verstand ich auch was Ryuonosuke mit Opfern meiner Liebe meinte...ich bekam einen Hustenanfall und einige Flammen entschwanden dabei meinen Lippen, Koichi schien Angst vor Feuer zu haben.
Ein Stich durchfuhr mein Herz, doch war mein Pflichtbewusstsein größer als meine Gefühle und die Loyalität zu meinem Han stärker als mein schwaches Herz.
Yuuto-san bereitete den Ritualkreis, unterstützt von dem Kudagitsune, vor, Reika-dono kümmerte sich um die Gäste, Miyuu-san übte ihren Part im Theaterstück und ich überwachte den Aufbau der Dekoration, die Anfertigung der Kostüme und die Proben.
Der Tag des Rituals kam schneller als uns allen, und vor allem mir, lieb war. Während Yuuto mit einiger Unterstützung das Ritual abhielt um den Dämon zu beschwören, fand auf der Bühne das Schauspiel statt, welches mein erstes Theaterstück als Regisseurin und Schauspielerin war. Das Theaterstück und die dadurch ausgelösten Emotionen stärkten den Kudagitsune, welcher dadurch in der Lage war das Ritual zu verstärken.
Alles lief gut, bis zu dem Moment wo der Dämon auf der Bühne sein Unwesen treiben wollte, doch konnten wir dies kaschieren und als Teil des Stückes tarnen.
Ide-san zog die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich, während Miyu-san in ihrer Rolle als Schicksal der Liebe den Dämon von der Bühne vertrieb und in den Ritualkreis dahinter drängte. Die Verbannung des Dämons war ein Erfolg, so auch das Theaterstück.
Die Gäste waren begeistert von dem Auftritt des Dämons, welcher versuchte die Protagonisten zu manipulieren, und wie er dann durch das Schicksal der Liebe vertrieben wurde.
Auch die Bühnendekoration und die Verwendung von Hebebühnen waren sehr beliebt beim Publikum.
Als Koichi-kun auf mich zukam, verspürte ich erneut den Hustenreiz. Er wechselte einige kurze Worte mit mir und komplimentiere mich für meine Inszenierung. Es gelang mir nicht lang den Hustenreiz zu unterdrücken, doch diesmal entkamen meinem Mund nur einige Funken und ein wenig blasser Rauch. Scheinbar hatte der kleine Kudagitsune nicht nur die Energien der Emotionen der Gäste verwendet, sondern auch die Macht, welche für meinen Fuchsfeuer-Husten verantwortlich ist. Koichi-kun wurde dennoch ein wenig blass und verabschiedete sich höflich von mir. Im Vorbeigehen steckte er mir jedoch ein Stück gefaltetes Papier zu.
In einem ruhigeren Moment nutzte ich die Gelegenheit um den Zettel vorsichtig aufzufalten. Das Gedicht darin war eine Antwort auf meines. Er sprach darin Bewunderung für meine Schauspielkünste aus und lud mich zu einem Fest der Künste in seiner Heimat ein.
Als ich von diesem Gedicht aufsah, zwinkerte Reika-dono mir zu.“
Minako lässt ihre Stimme verklingen, leert ihren Tee.


Aufbruch

Der Mönch wendet sich nun an die beiden Kinder, „Könnt Ihr mir sagen was diese Geschichte und lehrt?“
Makoto und Aiko sahen einander kurz an und scheinen darüber nachzudenken was ihre Mutter ihnen gerade erzählte.
Eine Frau mit kurzen schwarzen Haaren und Reisekleidung kommt herein, mit einem Brief in ihren Händen.„Miyu-san, was führt Euch zu mir?“, fragte Minako.
Wortlos überreicht Miyu den Brief an Minako, welche den Brief öffnet und zu lesen beginnt.
Als sie den Brief zu Ende gelesen hat, spürt Minako den vertrauten Hustenreiz in ihrem Brustkorb. Ihr Blick löst sich von dem Papier in ihren Händen und begegnet den besorgten Augen von Koichi.
Minako erhebt sich, verabschiedet sich von dem Mönch und ihren Kindern und bittet Koichi und Miyu ihr zu folgen.
Auf dem Weg zu ihrem Zimmer gibt Minako einer Dienerin Anweisungen für eine Reise zu packen und das rote Päckchen nicht zu vergessen.
In ihrem Zimmer angekommen, wählt Minako ein wenig Schmuck aus und legt diesen in eine schwarz lackierte Box, dekoriert mit roten und blauen Blumen.
„Reika-dono braucht mich. Ich werde darauf achten nicht zu lange weg zu sein. Immerhin ist in zwei Wochen die Erstaufführung des neuen Theaterstückes“, sagt Minako kurz angebunden. Ein kurzer Hustenanfall folgt auf diese Worte.
Koichi tritt an Minako heran, legt kurz seine Hand über ihre und verlässt danach den Raum. Ohne ein weiteres Wort packt Minako das Notwendige für die Reise zusammen und verlässt wortlos mit Miyu ihr Haus.

Tee


Blütenblätter gleiten vom Wind getragen durch die Straßen. Lächelnd beobachtet ein junger Mann das Schauspiel und trinkt von seinem Jasmin Tee.
Als ein Räuspern erklingt, wendet sich der junge Mann seinem Gegenüber wieder zu und setzt einen Spielstein auf das Brett. Schweigsam positionieren die Kontrahenten abwechselnd ihre Steine. Der junge Mann blickt nachdenklich auf das Brett und stellt fest, dass er das Spiel gewinnen kann, wenn er seinen nächsten Stein an dieser Stelle positioniert und tut dies auch.
Sein Gegenspieler nickt anerkennend und verneigt sich.
"Ihr seid wahrlich ein Meister dieses Spiels. Es war mir eine Ehre gegen Euch spielen zu dürfen."
"Wann immer Ihr Zeit findet, spiele ich gerne erneut mit Euch."
Die beiden verabschieden sich höflich und so trennen sich die Wege.

Schreiber


"Seid vorsichtig! Diese Schriftrollen sind alt und wertvoll", mahnte die Bibliothekarin die Schreiber.
Eine Gruppe Samurai, allesamt ausgezeichnete Kalligraphen, waren in das Archiv gesandt worden um dort die alten Schriftrollen zu kopieren, damit das darauf festgehaltene Wissen nicht verloren geht.
Die Bibliothekarin führt je einen von ihnen zu einem Regal voller Schriftrollen. 
Die Geschichte der Ära der Kaiser muss auf neue Schriftrollen übertragen werden. 

"Das wird uns Monate kosten, eines dieser Regale abzuarbeiten", flüsterte einer der Schreiber beeindruckt.
"Je nach Schriftgröße und Größe der Rolle, etwa drei bis vier Monate pro Regal. So lautete zumindest die Schätzung von Fukuro Shosha-sama."
Der beeindruckte Schreiber wandte sich der Bibliothekarin zu.
"Jetzt wo Ihr gesehen habt wo die Regale sind, führe ich Euch zu den Schreibplätzen. Achtet darauf, die Originale nicht zu beschädigen und exakt an die Stelle zurückzulegen, wo Ihr sie entnommen hattet, Hissei-tachi."

Die Schreiber folgten der Frau und waren wenig später in einem großen Raum angekommen.

"Hier werdet Ihr arbeiten. In diesem Raum findet Ihr Papier, Tusche, Pinsel und was sonst noch benötigt wird. Geht Ihr durch diese Tür, gelangt Ihr in einen Raum, den Ihr für Mahlzeiten nutzen könnt. Im Shodo no Heya werden die Diener Euch Getränke bringen, Speisen werden nur im Nebenraum serviert", erklärte die Frau mit herrischer Stimme. 
Es war klar herauszuhören, dass ein Nichteinhalten dieses Vorgehens eine Konsequenz nach sich zieht.

"Wakarimashita", ertönten die Stimmen der Schreiber begleitet von einer Verneigung.

Eine Geste später, traten die Diener hervor und gesellten sich jeweils zu einem der Samurai. Diese wiederum wählten einen der Tische und nahmen dort Platz. 
Die Bibliothekarin nickte zufrieden und verließ den Raum, während die Schreiber von den Dienern ihre Utensilien überreicht bekamen und sich auf ihre Arbeit vorbereiteten.

 

Tanmono

Kundige Finger gleiten über Seidenballen, während kritische Augen Farbe und Motive begutachten.
"Dieser Ballen hier soll es werden", erklang die sanfte Stimme, kurz nachdem die Hand auf einem Ballen aus gelber Seide liegen blieb.
"Hai. Zu welchem Fukuya darf ich die Seide senden?"
"Fukuya Madoka in Rimachi."
Der Händler zögerte einen Augenblick, nickte dann und gab seinem Lehrling ein Zeichen den Ballen zu verpacken.
"Die Schneiderei ist bereits darüber informiert, dass ein Ballen für meinen neuen Kimono kommen wird. Es reicht wenn du meinen Namen nennst."
"Wakarimasu, Shishi-sama", antwortete der Händler um der Kundin zu signalisieren, dass er verstanden hat.

Eine Dienerin tritt aus dem Hintergrund an den Händler heran und überreicht einen sorgsam gefalteten Umschlag mit dem Mon der Shishi. Das Gewicht einiger Münzen und ein kurzer Blick in den Umschlag lassen den Händler zufrieden nicken. Er verneigt sich tief vor der Samurai, die ihm kur zu nickt sich abwendet um weiter über den Markt zu gehen.

 

Wisteria

Dichte Blüten hängen wie Trauben von den Holzbögen auf dem Weg. Rosa, lila, blau und weiß. Ein wunderschönes Farbspiel bildet ein dichtes Blütendach.
Schwer beschäftigte Gärtner huschen von Pflanze zu Pflanze und prüfen ob die hunderte von Jahren alten Wisteria auch ausreichend gestützt sind. Ob die Erde gut und die Pflanzen gesund sind.
Einige Samurai flanieren unter der Blütenpracht und bemerken die arbeitenden Heimin kaum. Ihre Aufmerksamkeit gilt entweder den Blüten oder ihren Begleitern.


Süßer Frühlingsatem
Morgenröte öffnet Blüten
Wisteria blüht

 

Kirschblüten


Yue schenkt Sake in zwei weitere Becher und reicht diese an Bolin und Jin-Ho.
"Kanpai!", prosten sich die drei Samurai zu und trinken den Sake aus. Eine Kirschblüte gleitet herab, vom Wind getragen und bleibt auf einem Mochi liegen.
"Die Kirsche blüht dieses Jahr besonders schön", sagt Jin-Ho während er die Blüte auf dem Mochi betrachtet. Zustimmendes Nicken. Die Blicke Yues und Bolins wandern zu dem Baum unter dem sie ihr kleines Picknick halten. Ein Blütenmeer aus zartem Rosa verbirgt die braunen Äste des Kirschbaumes.
"Vielleicht ist dies ein Zeichen der Kami?"
"Du siehst doch in allem ein Zeichen, Yue", scherzt Bolin.
Yue schenkt erneut den anderen Sake ein und betrachtet nachdenklich das Mochi mit der Blüte.
"Lasst und Konpira-Fune-Fune spielen und wer drei Mal gewonnen hat, bekommt das Mochi mit der Blüte", schlägt Jin-Ho vor.

 

Neuanfang

Kanzashi


Hanako schneidet kleine Quadrate aus der Seide und legt sie auf den Stapel neben ihr auf den Tisch.
Acht Stapel aus zartrosa Seide und sieben Quadrate aus frühlingsgrüner Seide warten bereits darauf gefalten zu werden, als Hanako die Schere und den restlichen Stoff wegräumt.
"Kaika-san, ist der Reiskleber schon fertig?"
"Hai, Hanako-sensei."
Kaika trägt etwas von dem Reiskleber auf ein Holzbrett auf und verlässt dann wieder den Raum.
Hanako faltet die seidenen Quadrate sorgsam in Dreiecke und formt diese dann zu
Kirschblütenblätter, welche sie auf den Reiskleber platziert.
Sobald die 40 Blütenblätter aufgereiht warten, falten die geschickten Hände Hanakos die grünen Seidenquadrate in die Form von Laubblättern.
Für einige Augenblicke betrachtet Hanako die Blätter und lächelt zufrieden.
"Und nun zum nächsten Schritt", sagt die Handwerkskünstlerin zu sich selbst.
Sie arrangiert je fünf der zartrosa Blütenblätter um Kirschblüten zu formen. Nach und nach platziert sie die Kirschblüten auf einer Haargabel und arrangiert die grünen Blätter dazwischen.
Zum Abschluss fädelt sie noch silberne Metalplättchen auf und befestigt die Birabira unter den Blüten.
"Kaika, du kannst das Kirschblüten-Kanzashi nun zu Tsuru Sakiko-sama bringen."


Sakura Kanzashi


Tsuru Sakiko übernimmt das Päckchen von der Heimin und schickt sie mit einer Geste fort. Endlich hat sie das Kanzashi für das Kirschblütenfest in ihren Händen. Vorsichtig öffnet sie die Box und betrachtet die kleinen Blüten aus Seide. Ein kurzes zufriedenes Lächeln wandert über ihr Gesicht.
Alles was noch fehlt war der Obi, den sie letztes Jahr noch in Auftrag gegeben hatte. Der Kimono war vor wenigen tagen fertig geworden.
Mit dem neuen Outfit konnte sie bestimmt einen der Herren bei dem Kirschblütenfest auf sich aufmerksam machen und vielleicht endlich einen Mann finden.
Immerhin war die Kirschblüte auch ein Symbol für Neuanfänge. Uns so wollte die Samurai signalisieren, dass ein neuer Abschnitt in ihrem Leben begonnen hatte.

 

Alte Kontakte


"Kurohime-sama, ein dringender Brief wurde gerade überreicht", sagt Hina und überreicht das Schreiben an ihre Herrin.
Die Samurai greift nach dem Papier und bedeutet ihrer Zofe, sich zurückzuziehen.
Als Sasori Nijicho Kurohime den Brief öffnet, stellt sie fest dass es ein langer Brief mit zwei Seiten ist. Und der Absender ist einer ihrer Kontakte in der Hauptstadt.
Die Frau liest den Brief aufmerksam. Einerseits wird darin vom Neujahrsfest gesprochen und andererseits von einigen persönlichen Dingen. Kurohime legt den Brief zur Seite und greift nach Papier und Kohlestift. Danach liest sie den Brief erneut und beginnt sich Notizen zu machen.
Es dauert einige Stunden bis sie die verborgene Botschaft in dem Brief entschlüsselt hat und nun da es soweit ist, starrt sie ungläubig auf das Papier vor ihr.
"Hina-chan, nimm Kontakt zu unseren Freunden bei den Shugenja und Gelehrten auf. Wir benötigen Zugriff auf die Archive der Bibliotheken.”
"Hai, Kurohime-sama."
Die Samurai hörte wie sich Schritte entfernten und starrte weiter auf das Papier.
"Ist er wirklich zurück?", fragt sie sich selbst mit kaum hörbarer Stimme.
Eilig notiert sie relevante Dinge auf einem anderen Papier und verbrennt danach den Brief und auch die Notizen.

 

Funkelnde Lichter


Funkelnde Lichter am Himmel.
Sternenklare Nacht.
Neujahr.


Der Pinsel wird abgelegt und feiner Sand über die Tusche gestreut. Suchende Augen wandern zum Fenster und betrachten den verschneiten Garten. Eine Kamelienblüte öffnet ihre roten Blätter.

Einsamer Mond


Gedanken verloren betrachtet sie den Nachthimmel. Es war viel besprochen worden auf der Neujahrsfeier. Und einiges beschäftigte sie immer noch.
"Der volle Mond steht nie allein am Himmel. Wer mit dem Herzen sieht, erkennt die Sterne. "
Was diese beiden Sätze wohl bedeuten?

Die Prinzessin seufzt und wendet den Blick von dem sternenklaren Himmel ab. Sie löscht die letzte Kerze in ihrem Zimmer und fragt sich, wer das Gerücht verbreitete, dass ein Ronin sie bedrohen würde und zu welchem Zweck dies geschah.
Und dann war da noch das Geschenk von Daimyou Shuryo Genko.
Plötzlich fühlte sich Hikaru einsam.

"Wer mit dem Herzen sieht, erkennt die Sterne", flüsterte sie und schlief kurz darauf ein.

Geheimnisvoller Ronin


Eine verhüllte Gestalt steht zwischen den Leuten vor dem Anschlagsbrett.
Tayorikiku Miroku tritt gerade von dem Brett zurück um sich in den Sattel zu schwingen und in den nächsten Stadtteil Rimachis zu reiten. Die Hauptstadt war groß und die Anschlagbretter sollten mit den Neuigkeiten über das Neujahrsfest ausgestattet werden.
Die verhüllte Gestellt drängt sich, beinahe unbemerkt, zwischen den anderen Neugierigen durch und betrachtet die Anschläge.
Als ein kleines Mädchen aufblickt, sieht es die verhüllte Gestalt lächeln. Die Person wendet sich ab und das Mädchen bemerkt eine silberne Chrysantheme, welche aus dem Ärmel der Person fällt. Die Kleine hebt das Ornament auf und läuft hinter der verhüllten Gestalt her.

"SUMIMASEN!", ruft das Mädchen, als es sieht wie die Person in eine Seitengasse abbiegen will.
Überrascht bleibt die Gestalt stehen und blickt sich um, eine Hand bereits am Weg zur Waffe. Als die Person ein kleines Mädchen auf sich zulaufen sieht, gleitet die Hand wieder an die Seite und die Person beugt sich zu dem Mädchen herab.
"Hai?", fragt die leicht rau klingende Stimme.
"Ihr habt etwas verloren", sagt das Mädchen schüchtern und streckt die Hand mit der silbernen Chrysantheme in Richtung der verhüllten Gestalt.
Die Person blickt auf und einen Moment spiegelt sich entsetzen in dem Gesicht des Mannes.
"Arigato gozaimasu", sagt er und greift nach dem Kleinod in den Kinderhänden.
"Kein Problem. Es sah wichtig aus", erklärte das Mädchen stolz.
Ein wehmütiges Lächeln breitet sich auf dem Gesicht des Mannes aus.
"Dieses Schmuckstück ist wichtiger, als du dir vorstellen kannst. Leider kann dieser bescheidene Ronin sich nicht erkenntlich zeigen und seine Dankbarkeit nur mit Worten ausdrücken."
"Wenn du wieder Samurai wirst, könnt Ihr zu mir kommen und Euch bedanken", sagt das Mädchen, "Mein Name ist Shishi Hotaru."
"Domo arigatou gozaimashita, Shishi Hotaru-sama", sagt der Ronin und verneigt sich vor dem Mädchen.
Hotaru lächelt den Mann an und läuft zurück zu dem Anschlagbrett.
Die Finger des Ronins gleiten sanft über die silberne Chrysantheme, ehe diese wieder in den Ärmeln des Mannes verschwindet.

 

Briefe und Anschläge


Briefe und Anschläge mit dem Siegel der Shinno hi-Kiku Hikaru werden an Herolde und Postboten ausgehändigt.

Die Reiter überprüfen noch ein letztes Mal ob alles gut verstaut und die Satteltaschen gut verschlossen sind, danach sitzen sie auf und lassen den Palast hinter sich.
Nachrichten über das Neujahrsfest und das Fieber sollen in Riben verbreitet werden. Und einige Einladungen an ausgewählte Samurai müssen schnellst möglich ihr Ziel erreichen.
Und so reitet Tayorikiku Fujihime mit ihrer Stute Shiroko schnellst möglich in die Gebiete der Tsuru.
Denn sie hatte Briefe für Tsuru Omoi Ishi, Tsuru Haku und Bijutsuru Shinshi.

Nachlassendes Fieber


Langsam scheint es so als würde das Fieber, welches Riben plagt nachlassen.

Immer weniger Berichte von neuen Erkrankungen und Toden erreichen den Palast. Trotz intensiver Arbeit der Heilkundigen und Shugenja konnte noch keine zuverlässige Heilung gefunden werden. Dennoch atmet die Shinno hi-Kiku Hikaru ob dieser Entwicklung auf. 
Eine Geste der obersten Hohepriesterin löst Bewegung bei den Bediensteten aus und man bringt Hikaru Tusche, Papier und Pinsel.
Guter Laune lässt die Schwester des Regenten ihren Pinsel in die Tusche sinken und über das Papier gleiten.
Es wird Zeit die Ribenesen mit einer frohen Botschaft zu ermuntern.

Enttäuschung

 

Versprechen


„Aber du hattest versprochen, dass wir Neujahr gemeinsam in Rimachi verbringen“, sagt Chihiro.

„Hai, aber als ich das versprach, wusste ich noch nicht was dieses Jahr bringen würde, Chihiro-san.“
Masato war vor wenigen Tagen am Haus seiner Mutter angekommen und sah nun endlich seine Zwillinge. Die Pflichten des jungen Samurai hatten ihn das Jahr über von seiner Familie ferngehalten. Yukiko, Masatos Mutter, saß stillschweigend neben dem Paar.
Chihiro war aufgewühlt und selbst jetzt, vier Monate nach der Geburt der Zwillinge, gab es Momente an denen das Herz schneller Worte formte, als der jungen Mutter lieb war.

„Du kehrst also alleine nach Rimachi zurück und lässt mich mit den Zwillingen hier.“

Chihiros Stimme bebt. Sie fühlt Tränen aufsteigen und bemüht sich, diese nieder zu kämpfen. Als Samurai, sollte sie ihre Emotionen besser im Griff haben. Chihiro ärgert sich über ihre Wut und ihre Einsamkeit. Sie hasst Yukiko. Masatos Mutter hatte ihr das vergangene Jahr nicht leicht gemacht. Die alte Ärztin kritisierte einfach alles und gab der jüngeren das Gefühl einfach nichts richtig zu machen. 

„Hai, es ist unruhig in der Hauptstadt. Einerseits sind da diese Gaijin mit ihrer seltsamen Religion und jetzt dieses Fieber“, Masato ist besorgt und versucht seine Frau zu beruhigen.
„Du weißt, dass das Fieber auch in dem kleinen Städtchen hier ist? Und letzten Monat waren diese Fremden auch hier. Redeten etwas davon, dass das Fieber eine Strafe der heiligen Flamme sei, weil wir falsche Götter verehren würden.  In Rimachi wäre schneller Hilfe da, sollte etwas passieren. Wie soll ich alleine Okaa-sama, die Zwillinge und das Haus schützen?“
Yukiko schnalzt mit der Zunge und die Blicke des Paares wandern zu der alten Frau.
„Gefahr gibt es hier und in der Hauptstadt, Masato.“
Mit diesen Worten verließ die alte Frau den Raum.

 

Frust


Chihiro hatte es satt.

Sie wollte weg von ihrer Schwiegermutter. Weg von diesem kleinen Städtchen.
Sie wollte zurück in die Hauptstadt. Zurück zu ihren Freunden. An der Seite ihres Mannes bleiben.
Nachdem Yukiko das Paar alleine gelassen hatte, verlor die junge Mutter endgültig die Kontrolle über ihre Emotionen und brach in Tränen aus.
Sie konnte nicht mehr. Jeden Tag musste sich Chihiro anhören was sie nicht alles falsch macht und wie unfähig sie nicht als Hausfrau, Ehefrau und Mutter sei. Sie hatte alle Hoffnung darauf gesetzt im Herbst mit Masato in die Hauptstadt zurückzukehren und dort mit ihm nach einer Amme für die Kinder zu suchen, damit diese Chihiro mit den Zwillingen half. 
Aber jetzt, da Masato sie darum bat noch länger hier zu bleiben, wurde Chihiro alles zu viel.
Ratlos sah Masato seine Frau an. Er wusste nicht wie er auf diesen emotionalen Ausbruch reagieren sollte. Also sitzt er da und trinkt von seinem Tee, in der Hoffnung, dass Chihiro ihre Fassung wieder findet.
"Masa-kun", schluchzt Chihiro, "wenn du mich nicht in die Hauptstadt mitnimmst, werde ich allein dort hin zurückkehren."
Sie blickt ihre Mann entschlossen an.
"Aber..."
"Nein. Masa-kun, ich weiß du wünschst dir nur das beste für unsere Familie, aber ich kann hier nicht länger bleiben. Ich habe deinem Wunsch folge geleistet als du mich darum gebeten hattest, deine Mutter als Hebamme zu akzeptieren. Aber ich werde nicht länger ihren Haushalt führen, mir bei jedem Handgriff anhören was ich nicht alles falsch mache und mich auch noch um die Zwillinge kümmern. Meine Familie ist in Rimachi. Meine Freunde sind in Rimachi. Unser Haus ist in Rimachi. Wenn du lieber ruhige Nächte haben möchtest, anstatt von den Zwillingen geweckt zu werden, werde ich bei meinen Eltern unterkommen, das ist kein Problem. Aber ich werde hier nicht länger bleiben als absolut notwendig."
Masato sieht Chihiro an und hin und her gerissen.
"Chi-chan, ist es wirklich so schlimm? Okaa-sama will doch nur das beste für unsere Familie, lass mich mit ihr reden."
"Iie. Die Zeit für Gespräche ist vorüber. Entweder reisen wir gemeinsam nach Rimachi oder ich breche morgen mit den Kindern auf", mit diesen Worten lässt Chihiro ihren Ehemann alleine im Raum zurück.

 

Geistergeschichten


Bijutsuru Akihime versammelte ihre Kinder an dem Feuer im Zimmer, löschte alle Kerzen, schenkte Tee aus und nahm Platz.
Jedes Jahr zu dieser Zeit erzählte Akihime ihren Kindern eine der Legenden Ribens. Eine Gesitergeschichte, denn es war nicht mehr lange zur Sonnenwende und die Grenzen zwischen dem Diesseits und dem Jenseits waren rund um die Sonnenwenden dünn.

"Okaa-sama, welche Geschichte erzählst du uns dieses Jahr?", will Sakurahime wissen.
"Sakura-chan, dieses Jahr erzähle ich die Geschichte von Botancho", antwortete die Mutter ihrer jüngsten Tochter.
"Während des Obon Festes saß Bijutsuru Akihiro zu Hause und war ratlos, was er tun sollte. In der letzten Dekade verlor er seine Frau an eine Krankheit, seine Kinder an den Krieg und sein Anwesen an Seuche und Steuer", begann Akihime die Geschichte.
"Nun blieb ihm nichts mehr als seine Ehre und er dachte über die Sünde des “Bedauerns” nach und zog sogar Seppuku in Erwägung. Denn wofür sollte er noch leben? Sein Haar war weiß, auch ohne es zu bleichen und er fühlte sich einsam. Akihiro holte seinen besten Pinsel, das hochwertigste Papier und die feinste Tusche. Er öffnete die Wände zu seinem Garten und begann die Tusche zu reiben.
In diesem Moment spazierten eine Geisha und ihre Zofe vorbei. Akihiro sah die beiden Frauen, als sie an seinem kleinen Garten vorbei, die Straße entlang gingen. Es war Nachts und die Geisha kehrte wohl gerade zur Okiya in der Ri-Hanamachi zurück. Die junge Dienerin trug eine Pfingstrosen Laterne, klein und in prächtigen Farben. Akihiro war sofort von dem Anblick ergriffen und rief nach den beiden Frauen. Er lud sie in sein Haus ein und bot ihnen Tee an. Der Name der Geisha war Botancho und sie lauschte aufmerksam Akihiros Geschichten, weinte über den Verlaust von Frau und Kind und lachte über die lustigen Momente des Lebens des Samurai. Bijutsuru Akihiro schwor ewige Liebe und von diesem Tag an besuchten Botancho und ihre Zofe den einsamen Mann jeden Abend zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang.
Akihiros Nachbar bemerkte diese merkwürdigen Besuche und wurde neugierig. Er spionierte die Geschehnisse einer späten Nacht aus und sah wie Botancho das Haus betrat während die Zofe draußen neben der Tür wartete. Als die Wolken den Himmel frei machten, schien das Mondlicht herab und der Nachbar konnte sowohl die junge Frau neben der Tür als auch - durch das Fenster - die beiden Liebhaber sehen. Der Nachbar war zutiefst schockiert als das Licht des Mondes die wahre Gestalt beider Frauen offenbarte.
Bei Morgengrauen sprach der Nachbar mit Akihiro und warnte ihn vor der Gefahr. Daraufhin sandte der Bijutsuru Samurai nach Priestern und diese schützten sein Haus mit Talismanen vor den Geistern.
Als die Nacht sich über das Land legte und Botancho und ihre Zofe Akihiro erneut besuchen wollten, konnten sie das Haus nicht betreten. Die Talismane hielten beide Frauen davon ab, den geschützten Bereich zu erreichen. Botancho weinte, klagte, flehte und rief nach Akihiro. Der Samurai widerstand der Einsamkeit einer Weile, doch dann erinnerte er sich dass die Geisha an seiner Seite war und mit ihm weinte als er trauerte und sehnte sich nach ihrer Umarmung.
Am nächsten Morgen besuchte der Nachbar Akihiro und fand die Talismane verbrannt am Boden liegen und die Tür zu seinem Haus offen. Spuren führten zu dem Schrein im Garten, eine Pfingstrosen Laterne stand an der Tür. Vor dem  Schrein lag Akihiro und neben Mann das Skelett einer Frau umgeben von Blütenblättern der Pfingstrose. Doch war im Garten Akihiros keine Pfingstrose zu sehen. Als der Nachbar sich neben den Körper Akihiros kniete um vorsichtig ein Seidentuch vor die Nase des Mannes zu halten, sah er getrocknete Tränen auf seinem Gesicht. Akihiro atmete nicht mehr. Und der Nachbar fragte sich ob es Tränen der Freude oder der Trauer waren?"

 

Klerus

 

Heimweg


Miko Kaede ist gerade auf dem Weg zurück zum Tempel. Es war ein langer Tag. 
Kaede hatte weitere gesegnete Tücher unter dem Volk verteilt, damit sie sich vor dem neuen Fieber schützen konnten. Nun kehrt sie mit leeren Körben zurück.
Einige der Bauern hatten darum gebeten, dass Kaede mit ihnen ein Gebet spricht um sie vor der Krankheit zu schützen. Sie kam dem Wunsch nach, sobald alle gesegneten Schleier verteilt waren. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie an die Kinder dachte. 
Die beiden Töchter der Familie sahen mit ehrfürchtigen Augen zu ihr auf und fragten sie, was sie tun müssten um auch Miko werden zu können.
Doch noch bevor sie mit ihren Gedanken bei dem Gespräch mit den Mädchen angekommen war, fühlte sie einen Schlag auf den Hinterkopf und stürzte zu Boden.

 

Sorge


Besorgt sah Miko Hyun zum Eingang des Tempels.
"Miko Hyun-san, es ist schon spät. Erwartet Ihr jemanden?", fragte einer der Mönche.
"Hai, Yamato-shie. Miko Kaede-san ist noch nicht zurück", erklärte Hyun.
"Hm. So desu ka...", sagte er mehr zu sich selbst, als zu der Priesterin, "Soll ich Jizo Kyoshin-dono informieren, damit er einen Trupp der Arasengumi schickt nach Miko Kaede-sama zu suchen?"
Hyun überlegte einen Moment. Sollte Kaede etwas zugestoßen sein, könnte jeder Moment den sie zögert ein verlorener sein. Aber wenn Kaede zurückkehrt, ohne das etwas war, würde man über Hyun lachen. Außerdem mochte sie diese Ronin nicht.
Auch wenn sie keinen Ärger machen, so sind es eben doch Ronin. Herrenlose Samurai die sich dem Vigilantismus verschrieben haben. Der Schutz des Volkes ist die Aufgabe der Samurai und auch wenn Ronin technisch gesehen Samurai sind, so arbeiten sie nicht für die Bugyo der Stadt. Recht und Ordnung ist die Aufgabe der Bugyo und ihrer Helfer.
Aber, was wenn Kaede von Banditen oder Gaijin überfallen wurde?
"Hai, onegaishimasu! Bitte fragt Jizo Kyoshin-dono ob er einige der Arasengumi senden kann um nach Miko Kaede-san zu suchen."
Hyun sah dem Mönch hinterher und hoffte die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

 

Kimono und Obi

 

Orihime


Orihime sitzt am Webstuhl und der Faden gleitet von Links nach Rechts und zurück. Langsam aber stetig entsteht ein Muster. Ahornblätter in rot, gelb und orange. Chrysanthemen in silber und gold. Spatzen in braun.
Konzentriert sitzt die Frau an dem Webstuhl und bewegt die Fäden rhythmisch, prüft ob sie gut sitzen und webt weiter. Seit drei Monaten arbeitet sie bereits an diesem Stoff. Eines Tages wird eine der Samurai diesen Stoff als Obi tragen. Doch bis dahin wird noch ein weiteres Monates vergehen, bevor der Stoff zu einem Schneider gesandt wird.
Kiku Suzume gab den Auftrag für dieses Motiv. Im Frühling besuchte sie Orihimes Tante um das Design zeichnen zu lassen. Die Seidenspinner im Dorf färbten die Fäden entsprechend dem Entwurf und nun ist es an Orihime den Stoff fertig zu bekommen.
Der Geruch von frisch aufgegossenem Tee dringt in Orihimes Nase und sie lächelt kurz ihren Mann Hataori an.

 

Katazome


Langsam verteilt der Pinsel die rote Farbe über die Schablone. In gleichmäßigen Bewegungen, führt die Hand den Pinsel, bis keine Stelle mehr weiß ist.

Vorsichtig wird die Schablone abgehoben und die nächste Schablone aufgelegt um das Muster zu vervollständigen.
Der Pinsel wird in Wasser getaucht um das hellere Rot auszuspülen, nur um kurze Zeit später in das dunklere Rote getaucht zu werden.
Erneut gleiten die Haare mit der roten Farbe über die Schablone und die darunter liegende weiße Seide, bis jede freie Stelle in der Schablone von dem Rot bedeckt ist.
Die Schablone wird abgehoben und es mit einem zufriedenen Nicken zur Seite gelegt.
Auf dem reinen weiß der Seide prangen nun in strahlendem rot und grün Rosenblüten, Knospen und Blätter.
Das erste von sechs Panelen Seide für den Kimono ist fertig.

Kabuki

 

Vorbereitungen


Lei-Fan zieht bedacht eine weitere rote Linie über das weiße Make-up. Zufrieden nickt er seinem Spiegelbild zu und streift eine Perücke aus wallendem roten Haar über sein Haupt.
Mit einem letzten Blick prüft der Schauspieler ob Kleidung, Perücke und Make-up perfekt sitzen.
Der Kragen des prachtvollen Kimono liegt eng am Hals an. Der reich verzierte Hakama ist perfekt gebunden und ergänzt den Kimono, wie die leichte Säure von Sushi-Reis das Aroma von frischem Fisch ergänzt.
Die prunkvollen Saya der zeremoniellen Waffen vervollständigen das Bild des reichen Samurai, den Lei-Fan in wenigen Augenblicken auf der Bühne darstellen wird.

Ein weiteres zufriedenes Nicken später, begibt er sich zu dem Aufgang der Bühne und wartet auf seinen Einsatz.

 

Auftritt


Holzstäbe schlagen aneinander und die traditionelle Einleitung des Stückes beginnt.
Lei-Fan betritt die Bühne und beginnt die Geschichte von Yoshitsune durch seine Darstellung zu erzählen.
Yoshitsunes Bruder, Tadanobu, ernannte sich selbst zum Nachfolger des kürzlich verstorbenen Vaters und wollte seinen Bruder nun aus dem Weg schaffen, denn der Vater hatte Yoshitsune als Erben ernannt.
Yoshitsune konnte flüchten, doch war seine Ehefrau eine Gefangene Tadanobus und sollte als Köder dienen um Yoshitsune in eine Falle zu locken. Die Frau wurde an einem Kirschbaum angebunden und die Trommel geschlagen um den Samurai anzulocken.
Es kam zum Kampf zwischen Tadanobu und Yohsitsune, nachdem Yoshitsune bereits gegen Tadanobus Schergen gekämpft hatte.
Die Schwerter der Kontrahenten trafen sich und es sah so aus, als würde Yoshitsune seinen Bruder besiegen.


Finale


Die Schwerter der Kontrahenten trafen sich und es sah so aus, als würde Yoshitsune seinen Bruder besiegen.
Doch im letzten Moment gab Yoshitsunes Bruder seine wahre Gestalt Preis und der Kitsune flüchtete in die Tiefen des Kirschenhains.
Yoshitsune konnte seine Frau retten, die Nachfolge antreten und nach einer letzten Szene in der Yoshitsune in der Burg zu sehen ist, fällt der Vorhang und Lei-Fan verlässt die Bühne.
Nach dem Stück, zieht sich der Schauspieler zurück an seinen Platz und legt Perücke und Kostüm ab.

Sonnenschein


Strahlender Sonnenschein.
Seit Wochen ist dies der erste Tag mit klarem Himmel und Sonnenschein und ohne einer einzigen Wolke.
Jing geht durch die Reisfelder und prüft den Zustand der Pflanzen.
Immer noch schaudert er bei der Erinnerung an die Ereignisse bei der Aussaat im Frühjahr. Aber nach den vielen Wochen des Regens und dem Zustand der Felder zu urteilen, kann dies nur mit einer Segnung durch Inari persönlich erklärt werden.
Es regnete so viel, dass die Pflanzen entweder schimmeln oder weggespült worden hätten müssen. Doch sehen sie kräftig und gesund aus. Morgen würden die Bewohner des Dorfes den Reis ernten können.
Sofern das Wetter hält. Denn den Reis im nassen Zustand ernten wäre unklug.
Jings Bauch grummelt. Er hat hunger.
Unvermittelt greift seine Hand nach einem Büschel.

 

Fallobst


Reife Früchte fallen zu Boden.
Insekten laben sich an dem Fallobst unter den Bäumen. Doch plötzlich weichen sie zurück.
Ein silberner Fuchs kommt aus dem Wald und huscht zwischen den Bäumen umher. Aufmerksam sieht der Fuchs von den Früchten am Boden, zu den Bäumen und den Früchten an deren Ästen.
Doch das Tier verweilt nicht lange in der Allee aus Pfirsichbäumen.
Weiter huscht das Tier auf flinken Pfoten zu dem naheliegenden Dorf. Vorsichtig, um nicht entdeckt zu werden. Nur wenige Gerüche kommen aus den Häusern des Dorfes. Der Fuchs legt den Kopf schief.
Ein Geruch der das Tier dazu drängt das Dorf zu verlassen, beginnt die feine Nase zu erfüllen.
Der Geruch von Krankheit und Tod.
Der Fuchs läuft geschwind zum Wald zurück und für einen Moment scheint es so, als hätte das Tier mehr als einen Schweif.

 

Anweisungen


Dai-Guji Chioko nimmt den Brief entgegen und bricht das Siegel der Shinno hi-Kiku, während sie sich an ihren Tisch setzt.
Langsam und aufmerksam liest sie den Brief.
Ihre Befürchtungen wurden bestätigt. Dieses neue Fieber hat ganz Riben erreicht. Ou-Daimyou Kiku Kuma hat die Steuern gesenkt und wird wohl noch weitere Maßnahmen ergreifen um die Ribenesen zu unterstützen. Die oberste Hohepriesterin Kiku Hikaru fordert alle Tempel dazu auf sich um die Kranken zu kümmern und der Brief beinhaltet auch Empfehlungen wie man sich vor Ansteckung schützen kann.
Tücher aus gesegneter Baumwolle oder gesegnetem Leinen sollen getragen werden.
Vor und nach Kontakt mit Patienten soll man sich reinigen.
Congee aus Reis oder Hirse mit Gemüse und Kräutern soll den Kranken serviert werden.
Chioko greift nach einem Pinsel und kopiert die Anweisungen der Shinno hi-Kiku.
Entschlossen steht sie auf. Es wird Zeit die Priesterinnen und Priester zu informieren.

 

Baumwolle


Momen ladet Ballen von unbehandelter Baumwolle ab und stapelt sie in dem Lagerraum des Tempels.
Novizen und Novizinnen sitzen in einer großen Halle, schneiden die Baumwolle in Streifen und nähen Bänder an die Stoffstücke. Priesterinnen und Priester segnen die Baumwoll-Tücher mit Gebeten und Opfergaben an Ahwang -Chil Kongju im Schrein.
Miko besticken die Tücher mit Schutzsymbolen aus gesegnetem Faden.
Mönche und Nonnen verlassen den Tempel zu Ehren der Glücksgöttin der Gesundheit und heilenden Wasser mit den gesegneten Baumwolltüchern um diese an die Heimin und Eta der Dörfer zu bringen.

 

Maiko 

 

Fallender Fächer 


„Die linke Hand ist zu weit oben, die Daumenspitze muss auf Augenhöhe sein. Die rechte Hand muss näher an den linken Ellbogen. Außerdem musst du mehr in die Knie gehen.“
Mai-sensei korrigiert die Haltung der Maiko Yoncho mit dem Fächer. Sie nickt der Shamisen-Spielerin zu und die Musik geht weiter. Mit strengem Blick beobachtet die ältere Frau die Schülerin.
Plötzlich stoppt die Musik erneut und die Maiko bleibt in Position.

„Wo ist dein Lächen, Yoncho? Außerdem bist du schon wieder nicht tief genug in den Knien. Die Finger der linken Hand müssen unter den Ellbogen der rechten.“

Erneut korrigiert die Lehrerin die Maiko. Die Musik beginnt wieder und Yoncho setzt den Tanz fort. Das Mädchen ist so konzentriert dabei den Bewegungsablauf richtig zu machen, dass sie vergisst zu lächeln. Der neue Tanz beinhaltet einige ungewohnte Positionen und neue Bewegungen. Und es ist erst ihr zweiter Tanz, den die Maiko lernt.
Yoncho begann ihre Ausbildung erst vor etwa einem halben Jahr. Und doch fühlt es sich an wie eine Ewigkeit. Morgens lernt sie Lieder oder Gedichte, nachmittags dann Instrumente oder Tanz. Yoncho greift in einer fließenden Bewegung an ihren Obi um den darin steckenden Fächer herauszunehmen. Dabei gleitet ihr jedoch das Accessoire aus der Hand und fällt zu Boden.
Die Musik stoppt und der strenge Blick Mai-senseis wandert zu dem Mädchen mit einem Ausdruck von Unzufriedenheit. Schneller als man es ihr zutraut hat die Lehrerin den Fächer aufgehoben und kündigt eine Pause an.

 

Tanz der Sensei 


Yoncho ist dankbar für die Unterbrechung und setzt sich an den Tisch in der Nähe der Tür. Die junge Frau schenkt sich eine Tasse Tee ein und trinkt davon.
Mai-sensei hat den Raum verlassen.
"Yon-chan", die Musikerin spricht das Mädchen an,"versuche dich etwas mehr zu entspannen und erzwinge nicht dich an die Bewegungen zu erinnern. Wenn du dich einfach auf die Musik konzentrierst und kommt der Tanz wie von selbst."
Yoncho sieht die andere Frau verwirrt an. Das Mädchen versteht noch nicht wie Musik auf einen freien Geist wirken kann.
Die Tür öffnet sich und Mai-sensei betritt erneut den Raum. Die Lehrmeisterin gibt der Musikerin ein Zeichen und beginnt in eleganten und fließenden Bewegungen zu tanzen.
Die Maiko war im ersten Moment erschrocken und befürchtete schon ihren Einsatz verpasst zu haben, realisiert jedoch recht schnell, dass Mai-sensei ihr den Tanz noch einmal zeigt. Also beschließt die Schülerin auf jedes Detail zu achten.

 

Ein Nachmittag voller Tanz 


Die ältere Frau gleitet Elegant von einer Position in die nächste mit fließenden Bewegungen. Yoncho beobachtet die Lehrmeisterin dabei genau.
Als die Melodie verklingt beendet Mai-sensei den Tanz mit einem Kotau.
"Yoncho, komm an meine Seite. Wir tanzen nun gemeinsam"; mit diesen Worten forderte die Lehrmeisterin die Maiko dazu auf auf zu ihr zu kommen.
Yoncho kniete nun gemeinsam mit Mai-sensei am Boden und die Musik begann erneut.
Schülerin und Meisterin tanzten nun gemeinsam. Die jüngere Frau gab ihr bestes die Bewegungen der älteren zu imitieren. Das Lied verklang erneut und nun machte Mai-sensei eine Geste um der Musikerin zu bedeuten dass sie nicht spielen soll. Erneut beginnt die ältere Frau den Tanz, doch nun viel langsamer und gab so ihrer Schülerin Zeit ihre Position zu korrigieren.
Und so verbringen die beiden Frauen die nächste Stunde damit den Tanz mehrfach gemeinsam zu wiederholen. Nur unterbrochen von kurzen Pausen um etwas zu trinken.

 

Briefe


Seit Stunden gleitet der Pinsel der Prinzessin über Papierbögen.
Unermüdlich sorgt eine Dienerin dafür, dass die Tusche nicht ausgeht und reibt den Block mit Wasser.
Die Sonne hat längst den Zenit überschritten und eine Dienerin brachte Essen, doch blieben die Speisen unangetastet und wurden letzten Endes von den Dienern wieder weggebracht. Die Miko und auch die Samurai arbeiteten sich durch die Schriftrollen um die Informationen zusammenzufassen. Diener sortierten die Schriftrollen um dem Klerus und den Samurai die Arbeit zu erleichtern.
Nur das Rascheln des Papiers unterbricht die Stille.
Besorgt blickt die Zofe zur Prinzessin und schenkt ihrer Herrin Tee nach.
Ein Diener bringt ein Tablett mit Snacks. Doch bleiben auch diese unberührt.
Die Sonne neigt sich dem Horizont entgegen und während es draußen dunkler wird, entzünden die Bediensteten Kerzen im Arbeitszimmer.
Erneut kommen neue Tabletts mit Briefen. Toneri Kousasori Katsuyoshi betritt den Raum.
Die Dienerschaft verneigt sich und Hikarus Zofe macht die Prinzessin auf den Kammerdiener ihres Bruders aufmerksam.
"Shinno hi-Kiku Hikaru-hime-sama, Ou-Daimyou Kiku Kuma-dono trug mir auf Euch diesen Brief zu überreichen und Euch daran zu erinnern, dass auch Eure Gesundheit wichtig ist", bei den letzten Worten macht Katsuyoshi eine Geste und eine Gruppe Dienerinnen und Diener betritt den Raum. Speisen werden den Samurai, Miko und der Prinzessin serviert.
Hikaru bemerkt erst jetzt ihren Hunger. Sie legt Pinsel und Brief zur Seite um Platz für die Speisen auf dem Tisch zu machen.
"Hai, richtet dem Ou-Daimyou meinen Dank aus."
Sie nimmt den Brief ihres Bruders entgegen und entlässt Toneri Kosasori.
Sobald die Dienerschaft den Raum wieder verlassen hat, öffnet sie den Brief und liest die Nachricht ihres Bruders.

"Hou Yomite-san und Fuihou Ryoiku-san, Ou-Daimyou Kiku-dono befiehlt, dass Eure Berichte an Igaku no Komon Fuihou Zaihito-sensei zu senden sind."
"Hai, wakarimashita", antworten die beiden Samurai des Han der Hou.
Nach einem kurzen "Itadakimasu", beginnen die Anwesenden zu essen.

 

Kräuterkundige 


Tanpopo rührt langsam in dem Topf und fügt etwas Ingwer in das Congee hinzu. Aus dem Nebenzimmer hört man schweres husten und besorgt blickt die junge Kräuterkundige von dem Inhalt des Topfes auf.
Seit Tagen schon hustet der Sohn des Reisbauern. Auch das Fieber sinkt nicht. Doch konnte Tanpopo endlich etwas frischen Ingwer und auch Honig ergattern und hofft dass das Congee mit Reis, Thymian, Salbei, Spitzwegerich, Honig und Ingwer dem Mädchen zumindest ein wenig Linderung verschafft. Die Heilerin überprüft die Temperatur und fügt noch etwas kaltes Wasser hinzu. Noch ist die dickflüssige Suppe zu heiß um den Honig hinzuzufügen.
Tanpopo weiß nicht warum, aber sie konnte beobachten dass die Kranken die sie pflegte besser genesen, wenn der Tee oder die Suppe nicht zu heiß waren, bevor sie den Honig hinzufügte. Die Kräuterkundige überprüfte erneut die Temperatur und nickte zufrieden. Sie füllte etwas Congee in eine Schüssel und rührte dann einen Löffel Honig unter.
Tanpopo brachte die Schüssel zu dem Jungen. Der Futon des Burschen war an die Wand gelegt worden, so dass er aufrecht sitzen konnte. Das Atmen und Husten fiel dem Knaben so leichter. Tanpopo nahm neben ihm Platz und begann ihm langsam, Löffel für Löffel, das Congee einzuflößen. Sie war sich nicht sicher ob sie es sich einbildete, doch es hatte den Anschein als würde der Junge nun weniger Husten.
Sobald die Schüssel leer war, stellte sie diese neben sich ab und überprüfte die Temperatur. Immer noch besorgt verließ sie nun das Zimmer, denn der Sohn des Bauern war eingeschlafen.

 

Hori 


Hori ist nun schon seit mehreren Tagen damit beschäftigt Gräber zu auszuheben. Dieses neue Fieber hat viele dahingerafft. Bald ist niemand im Dorf mehr älter als 30 oder jünger als 15 Frühling.
Hori hat schnell erkannt, welche Gefahr dieses Fieber darstellt, doch wer hört schon auf einen Eta. Tragt Tücher für Mund und Nase, hat Hori gesagt. Gelacht haben sie. Bis die Kinder und die Großeltern im Dorf alle krank waren. Und wer hat jetzt die meiste Arbeit? Natürlich Hori!
Er darf jetzt die Gräber für die Kinder und die Großeltern ausheben. Zumindest konnte er die Dörfler davon überzeugen erst Abschied zu nehmen, wenn die Gräber wieder verschlossen sind. So kann Hori das Grab zuerst mit Holz füllen, dann den toten Körper hineinlegen und nochmal Holz darüber. Die Leichen müssen verbrannt werden. Hori war sich sicher, dass dies besser ist. Seine Familie hat ihm von den Legenden berichtet in denen nach einem Fieber stets eine Seuche kommt, wenn die Leichen nicht angemessen bestattet oder gar verbrannt wurden. Also würde Hori genau dies tun. Die Leichen verbrennen und bestatten.
Er hoffte das bald jemand vom Klerus vorbeikommen würde um die Gräber zu segnen.

 

Fieber 


Ein weiteres Tablett mit Stapeln von Briefen wird gebracht.

Hikaru seufzt.
Sie bedeutet der Dienerin das Tablett bei den anderen abzustellen.
Tempelvorsteher, Bürgermeister, Dorfvorsteher und Gouverneure aus ganz Riben schreiben der Prinzessin.
Die Briefe berichten von einer Krankheit die das Land getroffen hat und sich schnell ausbreitet. Manche beschreiben erfolgreiche Behandlungen, andere handeln von der Angst die Glücksgötter verärgert zu haben. Nur eines haben alle Briefe gemein.
Die Bitte um Absage des Sommerfestes.
Die Prinzessin hadert mit sich selbst. Das Fest sollte allen Hoffnung bringen und zeigen, dass eine Koexistenz mit den Hütern der heiligen Flamme möglich war. Doch nun wird Riben von einem Fieber überrollt, welches die Leben der Alten und auch der Kinder bedroht. Oder jene die bei schlechter Gesundheit sind.
Natürlich könnte dies ein Zeichen des Himmels sein.
Doch wenn dem so ist, was soll es bedeuten?
Haben die Fukujin sich von Riben abgewandt, wegen der heiligen Flamme?
Wurde die Krankheit von der fremden Gottheit gesandt?
War es Jurojin der eine Warnung sandte?
Oder war das Auftreten dieses Fiebers ein Zufall?
Erneut seufzte die oberste Hohepriesterin und Prinzessin Ribens.

"Hou Yomite-san und Fuihou Ryoiku-san, sucht nach Briefen die von erfolgreichen Behandlungen berichten und fasst diese zusammen", weist Hikaru die beiden Samurai der Hou an. Sie faltet die bereits geöffnet Briefe zusammen und legt sie auf separate Stapel auf ihrem Tisch.
"Dieser Stapel spricht religiöse Themen an und dieser hier weltliche."
Während sie dies sagt, deutet Hikaru auf den jeweiligen Stapel Briefe.
"Miko-tachi sucht die Briefe heraus, welche die Fukujin oder die Gaijin-Religion ansprechen und fasst die Berichte zusammen", sagt die Shinno hi-Kiku zu den Miko im Raum.
"Briefe die nur darum bitten das Sommerfest abzusagen, aber sonst keine Informationen beinhalten bringt sofort zu mir."
Shinno-hi Kiku Hikaru sieht sich nach ihrer Zofe um und reicht ihr einen Brief.
"Bring diesen Brief zu Ou-Daimyou Kiku Kuma-dono. Auf schnellstem Wege und sollte jemand um eine Audienz bei mir bitten wollen, weise die Ansuchen ab, es sei denn die Bitte kommt vom Ou-Daimyou."
Die Zofe verneigt sich kurz und eilt sofort aus dem Raum.
Die Heimin arbeiten daran die Briefe vorzusortieren, während die Samurai der Hou bereits beginnen die medizinischen Informationen zusammen zu fassen und die Miko selbes für religiöse Themen tun.
Shinno hi-Kiku Hikaru gönnt sich einen kurzen Blick auf die blühende schwarze Dahlie. Unbewusst gleitet ihre Hand zu den getrockneten Wurzeln des Heilkrautes, welche sie stets an der Seite ihres Herzens trägt. Dann widmet sie sich den ersten Briefen und schreibt Antworten.

 

Kloster 


Rauch steigt in kringeln von den brennenden Stäbchen auf.

Es ist dunkel in dem Raum, nur Kerzen spenden ein wenig Licht.
Eine betende Gestalt sitzt vor dem kleinen Altar. Darauf befindet sich eine Statue Fukurokujus und einige Opfergaben.
Die Gestalt erhebt sich und klatscht vier mal. Danach verlässt die Person den Raum und kehrt zurück in den großen Schlafsaal, um sich dort den Kranken aus den Dörfern der Umgebung zu widmen.
Miko, Mönche und Nonnen wachen über die Patienten. Es riecht nach Ingwer und allerlei Kräutern. Die Gestalt, welche eben noch am Schrein betete, geht nun zu der linken Wand des Saals, denn dahinter befindet sich die Küche des kleinen Klosters.

"Ist die Suppe fertig?"
"Hai, Dai-Guji-sama", antwortet eine der jüngeren Novizinnen.

Auf eine Geste des Priesters hin, beginnen die Novizen die Suppe in Schalen zu verteilen und gemeinsam bringen sie die Speise zu den Kranken im großen Schlafsaal.

 

Hanami 


Sanfter Wind.
Vogelgezwitscher.
Lachende Kinder spielen mit einem Ball.

Hinako schenkt Sake in zwei weitere Becher und reicht diese an Mitsu und Akira.

"Kanpai!", prosten sich die drei Samurai zu und trinken den Sake aus. Ein Blütenblatt gleitet durch die Luft und bleibt auf einem Mochi liegen.
"Die Kirsche blüht dieses Jahr besonders schön", sagt Akira während er das Blatt auf dem Mochi betrachtet. Zustimmendes Nicken. Die Blicke Mitsus und Hinakos wandern zu dem Baum unter dem sie ihr kleines Picknick halten. Ein Blütenmeer aus zartem Rosa verbirgt die braunen Äste des Kirschbaumes

Akacho 

 

In die Wüste 


Eines der Freudenmädchen der Bdalalarbda holte die junge Frau vor vielen Jahren aus dem Haus der Schmetterlinge ab.
Es war ein schmerzhafter Abschied. Die Arbeit als Oiran war nicht immer einfach, aber zumindest kannte der Schmetterling die anderen Schmetterlinge, Edelsteine und Blüten der Okiya. Aber nun brach sie in ein fremdes Land auf, zu einer neuen Herrin. Noch einmal drehte sie sich um und warf einen letzten Blick auf die Cho no Okiya. Dann drehte die junge Frau sich um und folgte dem Freudenmädchen vor ihr.
Ein Bündel an sich drückend, als hinge ihr Leben davon ab.

 

Zurück in die Heimat 


Einige Jahre vergingen die Oiran wieder ribenischen Boden betrat.
Diese Jahre verbrachte Akacho bei den Wüstenschmetterlingen der Bdalalarbda. Zuletzt war sie mit ihrer Herrin auf der Sonneninsel und musste dort zwischen Untoten, Dämonen und Nekromanten um ihr Leben fürchten.
Doch die Krieger des Handelsprinzen und auch die Paladine der heiligen Flamme konnten sie und die anderen Freudenmädchen schützen und so konnte die junge Frau mit ihrer Herrin und dem Komtur Bruder Richard zurückkehren nach Riben.

Es war ein schöner Abend mit Musik und Sake und Tanz. Ganz so, wie Akacho es in ihrer Erinnerung hatte. Nur eine Sache war ernst und trübte die Stimmung ein wenig.

Der Ou-Daimyou sollte der Bdalalrbda und ihrem Handelsprinzen Güter auf die Sonneninseln senden und es ging auch um Akachos Freiheit.

Denn der rote Schmetterling war schwanger und der Komtur der Hüter der heiligen Flamme kam mit, um Akacho freizukaufen.


Neujahr 


Laternen hängen vor der Tür.
Das sanfte Kerzenlicht, gedämpft von dem bunten Papier, erleuchtet den Eingangsbereich kaum.
Aus dem Inneren des Hauses hört man fröhliche Stimmen. Der Duft von warmen Speisen dring durch den kleinen Spalt in der Tür. Eine verhüllte Gestalt wirft einen letzten Blick auf das Teehaus "Zur Jadesonne" und man könnte meinen Wehmut darin zu erkennen, würde jemand die Person beachten. Doch wer schenkt schon einem Ronin Aufmerksamkeit?
Seufzen.
Kleine Wölckchen steigen vor dem Mund des Mannes auf und er wendet sich ab. Mit gemäßigtem Schritt entfernt er sich von dem Neujahrsfest. Ob das Jahr des Löwen die Entbehrungen beendet und er endlich seinen Namen reinwaschen kann?

 

Palastwache

 

Dienstschluss


“Taisa Seigikiku Madoka-sama, ich habe hier die Berichte des letzten Monats”, erklärte der Mann nach einer förmlichen Begrüßung.
“Hai, Chui Kosasori-san, ich habe bereits auf die Berichte gewartet”, antwortet die ältere Frau ohne dabei den Blick von den Berichten zu lösen, die sie gerade liest.
Kosasori Jun tritt an den Tisch seiner Befehlshaberin heran und hält ihr die Dokumente entgegen. Die Frau löst nun für einen Moment doch ihre Augen von dem Blatt Papier und sieht zu ihrem Untergebenen. Sie greift nach den Dokumenten und legt diese auf einen der Stapel auf dem Tisch. Danach wendet sie sich erneut dem Bericht zu und winkt den Chui hinaus. Jun verbeugt sich erneut und verlässt dann das Büro um in sein eigenes zurück zu kehren.

Er dient jetzt schon seit seinem halben Leben im Palast bei der Wache und hat es geschafft sich zum Leutnant hochzuarbeiten. Jun hofft darauf die Nachfolge der Taisa antreten zu können, wenn sie jemals aus dem Dienst zurücktritt. Dann wäre er der erste Taisa des Palastes aus dem Han der Sasori seit 100 Jahren. Aber dafür müsste der Chui vorsichtig sein und darauf achten, dass man ihm ja nichts anhängen kann. Einer der Hauptgründe warum er sich vor Seigikiku Madoka auch dann verneigt, selbst wenn sie gerade nicht hinsieht.

In seinem Büro angekommen nickt er kurz den beiden Gunso zu, die gerade die Schichtübergabe machen und setzt sich an seinen Schreibtisch.
Die Sonne ist bereits untergegangen und Kiku Akira übernimmt nun die Verantwortung über die Palastwache, während Bukeshishi Yutaka sich zurückzieht.
Jun räumt noch die letzten Dokumente in den absperrbaren Schrank, denn es gibt Dinge die nicht jeder sehen muss und wenn Gunso Kiku das Büro verlassen muss, könnte jemand versuchen die Unterlagen zu durchsuchen. Also lieber alles wegsperren.
“Eine ruhige Nacht, Gunso Kiku Akira-kun.”
“Hai, Oyasumi Jun-san”, erwidert der Sergeant während er den Schichtplan für den Tag kontrolliert.
Der Krieger lächelt kurz, etwas das für andere nicht zu sehen ist. Denn Jun trägt wie die meisten Mitglieder seines Han eine Maske und seine verbirgt das gesamte Gesicht. Beim Verlassen des Palastgeländes nickt er den beiden Kriegern am Tor zu und geht seines Weges.

Es ist eine ruhige, sternenklare Nacht und Jun blickt in den Himmel, während er durch die Stadt zu seinem Haus geht. Der Sterne hängen auf dem schwarz-blauen Firmament wie funkelnde Juwelen. Nur der Mond war nicht zu sehen. Jun fand es unheimlich wenn kein Mond am Himmel stand. Also wendete er den Blick ab und richtete ihn wieder auf den Weg vor sich.
Er lief zwei Yoriki über den Weg die gerade ihre nächtliche Patrouille durch die Stadt machten und nickte auch ihnen kurz zu. Die beiden erwiderten den Gruß.
Aus einem der Sakehäuser hörte er den üblichen Lärm von feiernden Gästen. Für einen Moment überlegte Jun ob er vielleicht das Haus der Schmetterlinge besuchen sollte. Allein im Sakehaus zu sitzen tat er nicht gern, zu schnell bekam man da den Ruf eines Säufers. Aber mit einer Geisha den Abend verbringen? Er hatte letzten Monat gespart und so war von seinem Sold noch etwas über um sich einen Abend mit einem Schmetterling zu gönnen. Jun nickte entschlossen und begab sich in die Ri-Hanamachi um die Cho-no-Okiya aufzusuchen.​​​​​​​

 

Weg zu den Schmetterlingen


Kosasori Jun sieht einige Samurai und Heimin auf den Straßen. Einige sind wohl auf dem Weg nach Hause, andere auf den Weg in Teehäuser oder Sakehäuser. Kurz bevor Jun den Vergnügungsbezirk erreichte hörte er etwas Lärm aus einem der Gebäude auf dem Weg. Schmerzensschreie, die Tür wurde geöffnet und dann wurden zwei Männer hinausgeworfen.
“Kommt wieder, wenn ihr nüchtern seid!”, rief der grobschlächtige Mann den beiden nach, die noch etwas unhöfliches in seine Richtung murmelten und weg torkelten. Jun schüttelte den Kopf, ging aber weiter. Er hatte noch nie verstanden warum man sich betrank. Ein oder zwei Becher Sake, ja, aber nicht so viel, dass man nicht mehr Herr seiner Sinne ist. Aber auch unter den Samurai gab es Menschen mit schwachem Willen. Der Krieger erreichte den Eingang zur Ri-Hanamachi ohne weitere Zwischenfälle und gab am Tor sein Daisho an die Schmiede zur Waffenpflege. Denn die Regeln verlangten das niemand in der Stadt der Blüten eine Waffe führt, wenige Samurai lassen jedoch gerne ihre Waffen zurück und so gibt es eine kleine Schmiede, welche die Klingen reinigt und auf Schäden prüft. So kann man die meisten Krieger der Adelsklasse davon überzeugen sich für die Dauer ihres Aufenthaltes in Ri-Hanamachi von ihrem Daisho zu trennen.

Zielstrebig suchte Chui Kosasori die Cho-no-Okiya auf. Am Eingang wurde er von einer Haushälterin der Okiya empfangen.
“Irashaimaseee, Chui Kosasori-sama. Ihr habt Glück, Chui-sama, einer unserer Schmetterlinge ist noch frei für heute Abend.”
Der Krieger legt seine Geta ab und folgt der Frau in eines der Separees der Okiya.
“Momocho wird sofort zu Euch kommen, Kosasori-sama”, sagte die Frau und schob danach die Türe zu. Jun ließ sich auf einem der Sitzkissen nieder und kaum dass er saß, öffnete sich erneut die Türe.

“Konban-wa Chui Kosasori-sama”, sagte eine junge Frau gekleidet in den Farben der Pflaumenblüten, während sie das Separee betrat. Ein Mädchen schob ein Tablet mit einem Krug Sake, zwei Bechern und einer kleinen Auswahl an Knabbereien durch die offene Tür in den Raum und schob diese danach zu. Die Geisha griff geschickt nach dem Tablet und stellte es neben dem kleinen Tisch ab, wo sie etwas Sake zuerst für den Gast und danach für sich selbst einschenkte. Danach nahm sie an der rechten Seite des Kriegers Platz.

 

Tanzende Pflaumenblüten 


Für eine Weile unterhalten sich die Geisha und der Chui der Palastwache über das Wetter und andere Belanglosigkeiten. 
"Chui-sama, habt Ihr schon gehört, dass der Daimyou aus den Nebelbergen eine Rebellion planen soll?" 
Der Samurai macht eine Geste als wollte er eine Fliege vertreiben.
"Unfug. Welchen Grund hätte er denn dazu?"
"Nun, er soll ja um die Hand von Shinno hi-Kiku Hikaru-hime-sama gebeten haben und abgewiesen worden sein", antwortet die Geisha.
"PAH! Es gibt noch andere Frauen. Und es weiß doch jeder, dass die Shinno hi-Kiku nicht heiraten darf."
"So desu nee..."
"Und selbst wenn er mit seinen paar Kriegern aus den Nebelbergen in die Hauptstadt aufbrechen sollte, müsste er erst an einigen anderen Han vorbei, bevor er hier ist. Keine der großen Adelsfamilien würde es gerne sehen, wenn jemand das Machtgefüge verändert."
"Hai, niemand mag Veränderungen", sagte Momocho während sie dem Chui Sake nach schenkt.

Jun betrachtet die Frau an seiner Seite einen Moment. Dezentes Make-up betonen die Züge ihres Gesichtes, die schlichte Frisur und der dezente Schmuck scheinen ebenfalls nur die Schönheit Momochos zu unterstreichen. Schmetterlinge und Pflaumenblüten sind auf ihrem Kimono, Obi und Fächer abgebildet.

"Nun, Schmetterling der Pflaumenblüte, ich hörte, dass nur Nijicho mit deinen eleganten Tänzen mithalten kann. Möchtest du für mich über die Tatami gleiten so wie Schmetterlinge von Blüte zu Blüte schweben?" 
Die Geisha lächelte sanft.
"Hai, Kosasori-sama, wenn Ihr mich tanzen sehen möchtet, ist es mir eine Ehre Euch diesen Wunsch zu erfüllen." 
Ein Klopfzeichen und wenige Augenblicke später befanden sich eine Koto-Spielerin und ein silberner Shoji im Raum. Momocho nahm vor dem Shoji Platz und verneigte sich vor ihrem Gast. Die Koto begann sanfte Töne zu spielen, eine Melodie die den Samurai an den Frühling erinnerte und daran wie Schmetterlinge zwischen den Blüten und Knospen der Bäume und Sträucher umher flattern. Momocho erhob sich in einer fließenden Bewegung und öffnete ihren Tanzfächer. Zur Melodie passend und in eleganten Bewegungen glitt die Tänzerin über die Tatami. Als Momocho ihrem Gast bei einer Drehung für einen Moment den Rücken zukehrte, griff sie an ihren Obi und holte ein Tuch hervor, in welches Pflaumenblüten gewickelt waren. Sobald die Geisha sich wieder dem Samurai zuwandte, welcher die Bewegungen der Künstlerin aufmerksam beobachtete, öffnete sie das Tuch in einer fließenden Bewegung und ließ die Blütenblätter in rot und weiß herabgleiten. Es sah beinahe so aus als stünde sie unter einem Pflaumenbaum, dessen Blütenblätter vom Wind davongetragen werden.

 

Kälte

 

Kalter Morgen


Schneeflocken fielen leise vom Himmel herab und begruben Erde und Pflanzen unter sich. Im Licht der ersten Sonne glitzerte der Schnee und das Eis, denn in dem kleinen Garten war auch der Teich zugefroren.
Aus dem inneren des Hauses dringt der süßliche Geruch von roten Bohnen Porridge. In der Küche bereiten die Bediensteten bereits das Frühstück für die Samurai vor.
Von dem Geruch geweckt verlässt Yukiko ihr Futon. Trotz des kleinen Ofens in ihrem Zimmer ist es recht kühl und die ältere Frau greift nach einem gefütterten Kimono um ihn als Morgenmantel überzuwerfen. Leisen Schrittes verließ Yukiko ihr Zimmer und begab sich zu dem kleinen Ahnenschrein, welcher ob der Kälte im Garten, in den Gästeraum verlegt wurde. Dort kniet sie sich hin und spricht ein Gebet zu den Ahnen. Kurze Zeit später merkt die ältere Frau wie sich jemand zu ihr gesellt und nun ebenfalls vor dem Schrein kniet. Yukiko beendet ihr Gebet und erhebt sich vorsichtig, die Gelenke der Frau protestieren ob des kalten Wetters und des Kniens. Die Gemahlin von Yukikos Sohn beendet ihr Gebet ebenfalls und erhebt sich elegant und schnell von ihrem Platz.

“Ohayou gozaimasu, Okaa-sama, darf ich Euch meinen Arm anbieten”, sagt die jüngere Frau.
Yukiko blickt auf den Bauch der Frau, welcher langsam zu wachsen beginnt, denn sie erwartet ein Kind.
“Iie. Noch kann ich mich alleine bewegen”, man hört einen verletzten Stolz aus der Stimme der älteren Frau, “außerdem solltest du mehr auf dich selbst achten. Nicht das meinem Enkel etwas zustößt.”

 

Eisige Stimmung


Yukiko verlässt den Raum, gefolgt von der jüngeren Frau.
“Vergiss nicht, Chihiro-san, das mein Sohn dich zu mir sandte damit du sicher vor Gefahren bist und sein Kind sicher zur Welt kommt. Ich mag alt sein, aber ich bin immer noch eine fähige Ärztin und werde meinen Enkel sicher in diese Welt geleiten.”
Chihiro beißt sich auf die Zunge. Obwohl Masato alles tat, damit seine Mutter Chihiro als Teil der Familie akzeptiert, will die alte Hexe sich einfach nicht daran gewöhnen. Außerdem ist sich Chihiro sicher, dass sie eine Tochter bekommen wird. Eine weitere Enttäuschung für Masatos Mutter.
Die beiden Frauen erreichen den Hauptraum des Hauses und nehmen an dem Tisch Platz. Dort servieren die Heimin gerade das Frühstück, welches aus roten Bohnen Porridge, Tee und etwas eingelegtem Gemüse besteht.
Während des schweigsamen Frühstücks hat Chihiro das Gefühl die Zeit würde stehen bleiben. Sie ist erleichtert als die Diener beginnen das leere Geschirr abzuräumen.
Die jüngere Frau erhebt sich vom Tisch und nimmt etwas abseits Platz. Dort beginnt sie weitere Origami Kraniche zu falten. Als sicher war dass sie schwanger ist, begann sie damit jeden Tag für mehrere Stunden Kraniche zu falten. Bisher hat sie bereits einige hundert Kraniche gefalten, denn sie ist bereits im siebten Monat der Schwangerschaft.
Yukiko beobachtet die jüngere Frau eine Weile und begibt sich dann in ihr Arbeitszimmer.​​​​​​​

 

Kalte Schulter


Chihiro faltet das Blatt vor ihr bis es die richtige Form hat, greift nach einer Nadel und dem Faden und fädelt den Kranich zu den anderen auf die Schnur. Es heißt dass sich ein Wunsch erfüllt, wenn man tausend Kraniche gefalten hat.
Chihiro wünscht sich das ihr Baby gesund zur Welt kommt. Und mit jedem Kranich den sie faltet betet sie zu den Glücksgöttern und den Ahnen und den Kami dass ihre Tochter sicher in diese Welt kommt.
Als die junge Frau nach dem nächsten Papierbogen greifen möchte stellt sie fest dass kein Papier mehr da ist.
Sie ruft nach ihrer Zofe, Mei.
“Haben wir noch Papier für die Kraniche?”
“Iie, Chihiro-sama, alles Papier ist aufgebraucht. Soll ich welches holen gehen?”
Die werdende Mutter überlegt kurz.
“Hai, aber ich möchte gerne mitkommen.”
Mei nickt und hilft ihrer Herrin beim Aufstehen. Die beiden Frauen gehen in das Zimmer Chihiros um dort die fertigen Kraniche abzulegen und den Geldbeutel zu holen.
Danach gehen sie Richtung Ausgang, am Zimmer der Herrin des Hauses vorbei.
“Wohin des Weges?”, ertönt die fragende Stimme Yukikos, nachdem sie die Tür geöffnet hat.
“Wir gehen auf den Markt, ich brauche noch mehr Papier.”
“Es ist glatt und kalt draußen. Chihiro-san, du bleibst hier. Die Gefahr, dass dem Kind etwas passiert ist zu groß”, der Ton der älteren Frau hat etwas befehlendes, ohne einem Hauch von Fürsorge.
“Okaa-sama, ich sitze seit Wochen im Haus und verlasse es kaum noch. Ich bin mir sicher das etwas Frischluft meinem Kind nicht schaden wird. Und der Markt ist nicht so weit weg. Wenn Ihr Euch solche Sorgen um mich macht, könnt Ihr uns gerne begleiten. Aber ich werde nun zum Markt gehen und noch mehr Papier kaufen.”
Mit diesen Worten dreht sich die jüngere Frau um und verlässt in Begleitung ihrer Zofe das Haus.​​​​​​​

 

Teezeremnonie

 

Schlichte Eleganz


Tsuru Minako wählt einen schlichten hellblauen Kimono mit eingewebten Kranichen. Sobald sie die Länge angeglichen und mit Bändern fixiert hat, beginnt sie den silbernen Obi zu binden. Die Samurai entscheidet sich für die schlichteste Form des Bindens. Mit geschickten Händen dreht sie ihr Haar zu einem einfachen Knoten und fixiert diesen mit einer schlichten Haarnadel.
Minako verlässt den Raum und macht sich auf den Weg in den Garten des Anwesens. Die Sonne strahlt am blauen HImmel und eine leichte Frühlingsbrise weht Kirschblüten von einem Baum herab. Minako entscheidet sich einen Ast von dem Baum abzuschneiden und mitzunehmen.

Beim Teehaus im Garten angekommen, reinigt sie Hände und Mund mit dem Wasser aus dem Brunnen vor dem kleinen Gebäude. Danach öffnet sie die Türe und betritt den Raum dahinter.
Minako schreitet auf die Gegenüberliegende Wand zu. In der Nische befindet sich seitlich ein kleiner Schrank, aus diesem holt sie eine simple, weiße Vase hervor und stellt den Kirschblüten Ast hinein. Danach holt sie ein Kalligraphie Set aus dem Schrank und lässt den Pinsel über das Papier gleiten. Mit einer schwungvollen Bewegung zeichnet sie das Zeichen für Frühling. Minako lässt die Tusche trocknen und räumt das Set wieder zurück. Als nächstes holt sie eine Rolle aus Stoff heraus und schließt den Schrank wieder.
Nach einer kurzen Überprüfung ob die Tusche getrocknet ist, befestigt Minako das Papier auf dem Stoff und hängt die Rolle an der Wand in der Nische auf. Danach stellt sie die Vase davor, macht ein paar Schritte zurück und überprüft die Wirkung der Kalligraphie und des Ikebana. Zufrieden nickt die Frau und beginnt sich dem Rest des Raums zu widmen.​​​​​​​

Genuss in der Stille


Minako geht nun auf die Tür im Raum zu, dahinter befindet sich ein kleiner Lagerraum. Sie greift nach einigen Gefäßen, alle mit Frühlingsmotiven und bringt sie in den Hauptraum. Dort stellt die Samurai dann jedes Gefäß an seinen vorgesehenen Platz, feuert den Ofen an und füllt Wasser ein. Gewissenhaft überprüft sie nochmal ob alles an seinem Platz steht und die Muster für den Gast auch gut zu sehen sind. Auch das Kissen wird noch einmal überprüft und zu guter letzt begibt sich Minako an ihren Platz um ihren Gast zu empfangen.
Ein Samurai mit breiten Schultern und dem klassischen Haarknoten wie ihn vor allem die Krieger gerne tragen betritt den Raum. Die breite Kataginu lässt seine Schultern noch imposanter wirken und auch der Hakama verrät dass der Mann durch und durch Krieger ist. Er bewegt sich mit einer Eleganz die erahnen lässt wie präzise sich im Kampf bewegt. Eine Verneigung und eine fließende Bewegung später sitzt der Samurai gegenüber von Minako. Die Frau reicht dem Krieger eine Süßigkeit. Danach beginnt sie die Teegeräte zu reinigen und misst etwas von dem grünen Pulver ab um es in die Schale rieseln zu lassen. Danach gießt sie mit etwas Wasser auf und schlägt das Pulver schaumig auf. Jede ihrer Bewegungen ist dabei präzise und Elegant. Sie reicht nun ihrem Gast die Schale Tee. Der Samurai betrachtet die Schale, riecht an dem Matcha und trinkt dann den Tee.
Mit einem stummen Dank reicht er die Teeschale wieder an Minako zurück, welche diese nun reinigt.
Danach verabschieden sich beide und verlassen den Raum.​​​​​​​

 

Kranich Karawane

Akitsuru Noburo spähte in das düstere Unterholz entlang der Straße als die Kranich Familien Karawane an ihm vorbei trottete. Es war schwierig für ihn zu unterscheiden was er hörte, zwischen dem Hufstampfen der Zugochsen und dem scheppern und quietschen der beladenen Wägen.
Noburo drehte sich schnell zur Seite und konnte gerade noch rechtzeitig einem Pfeil ausweichen welcher nun in einem Reissack steckte. Er hob seinen Speer und rief aus voller Lunge: 

“Hinterhalt!” 

Raue Männer und schäbiger Bauernkleidung stürmten aus dem Gestrüpp hervor. Noburo befand sich plötzlich zwischen zwei - nein, drei - von ihnen. Sie schnitten mit ihren Bauernwaffen und versuchten ihn zu treffen, doch war er zu schnell für sie. Ein vierter kam hinzu und Noburo konnte nur noch Blocken, ausweichen und parieren. Es war ein Wirbel aus Staub, Schweiß, Stahl und Verwirrung.

Silber blitze auf als die lange Klinge einer Naginata einen der Bauern nieder streckte, dann einem weiteren die Kehle aufschnitt. Noburo schlitze einem den Bauch auf und dem vierten durchbohrte er den Brustkorb. Noburo sah wie eine Person in Umhang mit Kapuze weiter nach vorne lief, an die Spitze der Karawane und unterwegs, ohne den Lauf zu unterbrechen, weitere Bauern nieder streckte.
Entlang der gesamten Karawane kämpften die Wachleute gegen die Angreifer. Den Griff um seinen Speer festigend, wandte sich Noburo um und lief der Person im Umhang hinterher. Entschlossen seinen Helfer nicht alleine kämpfen zu lassen. Er schloss rechtzeitig mit dem Krieger im Umhang auf um zu sehen wie ein Mann bewaffnet mit den Klingen eines Samurai ihm gegenüber trat. Das Wakizashi in der linken und das Katana in der rechten Hand, jedoch ohne Mon, muss es sich wohl um einen Ronin handeln. Vermutlich ist er der Anführer der Banditen.
Noburo beeilte sich um zu dem Krieger im Umhang aufzuschließen, möglicherweise handelte es sich dabei ebenfalls um einen Ronin, angeheuert um dabei zu helfen die Karawane zu schützen. Aber die Naginata, welche vor Blut tropfte, schwang und blockierte seinen Weg, zu selben Zeit rief die Stimme einer Frau.

”Diese Karawane reist rechtmäßig auf den Straßen des Kaisers. Wie kannst du es wagen sie anzugreifen?”
Der Ronin hob seine Schwerter.
“Diese Leute und ihre Familien haben Hunger. Der Reis auf diesen Wägen ist besser in ihren Bäuchen aufgehoben als in den kaiserlichen Steuerhäusern. Also tun sie, was sie tun müssen.”
“Es ist nicht an dir das zu entscheiden. Noch ist irgendeine Ausrede ausreichend um deine Straftaten hier zu entschuldigen. Es gibt nur eine Strafe hierfür und das ist der Tod.”
“Der Tod erwartet uns alle”, antwortete der Ronin und nahm die typische Haltung für Niten ein, ein Stil für den die Ryu bekannt sind. Noburo wollte erneut der Kriegerin im Umhang helfen um den ehrlosen Ronin zu beseitigen - erneut blockiert die blutige Naginata seinen Weg. Doch diesmal drehte sich die Trägerin um. Das Gesicht welches von der Kapuze verdeckt wurde strahlte wie Alabaster. Schönheit eingerahmt von schneeweißem Haar. Noburo erkannte das Gesicht sofort und machte einen überraschten Schritt zurück. Es war Tsuru Hotaru. Chi-Daimyou der Kranich Familien und seine Fürstin. 
Noburo verneigte sich instinktiv, doch Hotaru schüttelte den Kopf.
“Halte die Stellung, Samurai-san, und bleibe wo du bist. Ich bin dankbar für deinen Wunsch zu helfen, doch ich kümmere mich persönlich darum.”
“Na-natürlich, Tsuru-sama. Wie Ihr befehlt.”
Er richtete sich auf, immer noch von dem Wunsch erfüllt an der Seite seiner Champion zu kämpfen, trotz ihres Befehls. Eindeutig war sie schon eine ganze Weile mit der Karawane unterwegs, getarnt durch Reisekleidung. Aber warum? Und warum sollte sie sich dazu herablassen diesen Ronin Köter zu stellen, ein Mann soweit unter ihr in der himmlischen Ordnung dass er genauso gut ein Hund sein könnte? Aber es war nicht an Noburo Fragen zu stellen, also machte er Platz und hielt die Stellung. Hotaru wandte sich wieder dem Ronin zu und hob ihre Naginata. Der Ronin verneigte sich und sie erwiderte den Gruß. Eine kurze Pause und dann sprang der Mann nach vorne auf Hotaru zu wie eine Flammenzunge. Sie sprang elegant zur Seite und schwang ihre Naginata und zwang den Kontrahenten dazu in die Verteidigung zu gehen. Doch der Ronin war geschickt und schaffte es unter die Reichweite der Stangenwaffe zu kommen. Hotaru wich dem Schlag mit dem Katana um Fingersbreite aus, doch das Wakizashi schnitt sie am Arm. Noburo keuchte auf und machte einen instinktiven Schritt nach vorne.

"Halte die Stellung, Samurai-san." 

Noburo tanzte entlang der Grenze zwischen seinen beiden Wünschen: Seiner Clans Champion zur Seite stehen oder ihrem Befehl zu folgen… Er knirschte mit den Zähnen und folgte dem Befehl. Der Ronin schlug zu, immer und immer wieder, doch Hotaru war wie Wasser, ein Fluss aus Bewegungen und einfach nicht zu treffen von seinen Schlägen. Dennoch war Noburo besorgt darüber dass sein Champion es nicht schaffte die Offensive an sich zu reißen...bis sie schließlich wie Feuer, als ein Schleier brennender Rage, doch kanalisiert von dem subtilen Element der Luft auf den Ronin zu schlug. Noburo realisierte erst jetzt das sie die ganze Zeit über den Ronin einfach nur dazu verleitete seine gefährlichsten Techniken zu zeigen um seine Muster zu durchschauen. All das in nur wenigen Sekunden die sich anfühlten wie Minuten. Der Ronin fiel zurück. Verzweifelt versuchte er die wirbelnde Naginata abzuwehren. Er sah eine Lücke in der Deckung und zielte darauf, doch war es eine Finte und Hotaru schlug dem Ronin mit der Naginata auf die Schulter in seiner überstreckten Position. Der Ronin fiel zurück in einer Fontäne aus Blut mit dem Schnitt an seinem Schlüsselbein, nach Luft schnappend die niemals seine Lungen erreichen würde. Ohne zu zögern schlug Hotaru dem Ronin den Kopf ab. Noburo zögerte einen Moment und starrte auf den gefallenen Angreifer.

Er bewegte sich auf seine Clan Champion zu, “Tsuru-sama, I stehe Euch zu diensten, solltet ihr…”

“Nein”, sagte sie knapp, das Blut von ihrer Naginata abwischend und kurz auf ihre Naginata blickend. 
“Ich hatte schon schlimmeres erlebt im Sparring mit Toshimoko-sensei.” 
Sie blickte die Karawane entlang und wandte sich an Noburo. 
“Die verbleibenden Banditen flüchten. Nimm die Waffen des Ronin mit, Akitsuru-san, für den Fall es jemanden gibt der die Rückgabe verdient. Dann lass uns an unsere Plätze in der Karawane zurückkehren und die Reise nach Rimachi fortsetzen.” 
Noburo verneigte sich. 
“Hai, Tsuru-sama.”

--- inspired by "Her fathers Daughter" - by D.G.Laderoute ---

 

Das Leben einer Samurai

Eine klare Vollmondnacht. Makoto beobachtet die Sterne am Himmel. Es ist lange her, dass sie die Möglichkeit hatte den Garten ihrer Eltern in Ruhe zu genießen. Ein sanfter Wind streicht über durch die Bäume und das leise Rascheln der Blätter durchbricht die Stille.

Makoto erhebt sich von der Steinbank unter dem Kirschbaum. Die ersten Früchte sind schon reif, doch die Ernte wird erst in ein paar Tagen beginnen. Sie lächelt, als sie sich daran erinnert, wie sie früher heimlich die Bäume hochgeklettert ist nur um die Kirschen schon vor der Ernte genießen zu können. Leise kehrt Makoto in das Haus ihrer Eltern zurück und geht zu ihrem Zimmer. Es wird Zeit noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Morgen ist ein wichtiger Tag und Makoto wird all ihre Energie brauchen.

Wie immer steht Makoto kurz vor Sonnenaufgang auf und streift sich ihre Robe über. Sie verlässt ihr Zimmer und begibt sich zu dem kleinen Ahnenschrein im Garten um dort zu den Ahnen und den Göttern zu beten. Das Zwitschern der ersten Vögel in der Stille des Morgens ist eine der Lieblingsmelodien der jungen Frau.

Sobald die Strahlen der Sonne den Rücken der Betenden wärmen, beendet sie ihr Gebet und verlässt den Schrein.
Zurück im Haus bemerkt Makoto das ihre Eltern noch schlafen, sie geht also in die Küche und beginnt das Frühstück zuzubereiten. 
Der Reis vom Vortag wird mit etwas Wasser, frischen Kräutern aus dem Garten und ein wenig Gemüse nochmal aufgekocht. Nebenbei brät Makoto etwas frischen Thunfisch mit Sojasauce ab und bereitet Tee zu.
Sobald das Frühstück auf die Schüsseln verteilt und am Esstisch serviert ist, sind auch Makotos Eltern wach. Gemeinsam frühstückt die Familie und räumt danach den Tisch ab und reinigt die Küche.

Makoto holt ihre Gebetsrollen aus dem Zimmer, legt ihr Wakizashi an und verlässt das Haus, nachdem sie sich kurz von ihren Eltern verabschiedet hat. Die junge Frau macht sich auf den Weg zum naheliegenden Tempel. Makotos Verlobter lebt dort und muss heute ein wichtiges Ritual abhalten, sie soll ihm dabei helfen.

Sie genießt die frische Morgenluft und das Zwitschern der Vögel. Einige Bauern sind bereits auf den Feldern und gehen ihrer Arbeit nach.

 

 

Löwen in Aufruhr

Shikashishi Matsumoto watete durch einen tobenden Fluss aus Shishi Bushi, Höflingen und Shugenja die sich in dem Sake Haus drängten. Die Luft war schwer von Sake und Parfum. Die Dienstmädchen schwebten zwischen den Tischen umher um die Karaffen mit Tee oder Sake auszutauschen.
Matsumoto erblickte eine einsame Samurai in einer Ecke sitzend mit einem Gesicht dessen Blick leer ist wie eine Maske. Er kniete sich auf das Kissen ihr gegenüber, nickte höflich um sich für sein eindringen zu entschuldigen und leistete ihr an dem Tisch Gesellschaft.

“Shishi Makoto-san”, er räusperte sich und begutachtete das Schlachtfeld an leeren Sakeflaschen auf dem Tisch.
“Du wirkst...abgelenkt von den Feierlichkeiten. Ärgerst du dich über Shishi-samas Eheschließung morgen?” Oder fürchtest du dich vielleicht?
Die zurückgetretene Sensei antwortete nicht, sie knirschte nur mit den Zähnen. Matsumoto folgte ihrem Blick zu den Sakeflaschen zwischen ihnen und blieb bei einer davon hängen. Die Flasche war bemalt mit Kranichen, welche das Kanji für Anmut umkreisen. Er rief nach einem Diener.
“Hatsuko”, knurrte er, vermied jedoch die Unhöflichkeit direkt auf die Flasche zu zeigen, “Eine andere Flasche. Jetzt.”
Matsumoto dachte er sah das Aufblitzen eines wissenden Lächelns auf den Lippen des Dienstmädchens, doch die schnelle und unschuldige Entschuldigung lenkte davon ab.
“Ich entschuldige mich zutiefst dafür, Matsumoto-sama. Ich bitte um Vergebung für unseren hochgeschätzten Patron. Ich bringe sofort eine Flasche die Euch und Eurem Gast würdig ist.”
“Hochgeschätzt?” Makoto kicherte, ihre Stimme erfüllt von zögerlicher Heiterkeit, während Hatsuko die Flasche ergriff und eine neue, unbemalte brachte.
Matsumoto sträubte sich, doch hielt er seine Emotionen an der kurzen Leine. “Diplomaten kommen regelmäßig in dieses Sakehaus um Strategien zu diskutieren. Guter Sake ist ein gutes Mittel für flüssige Verhandlungen.”
“Ah, natürlich”, erwiderte Makoto, während sie mit ihren kräftigen Fingern auf den Tisch trommelte, “ich habe mein Schlachtfeld und du deines.”
“So ist es.”
Matsumoto strich seinen wilden Bart glatt. Er hatte nicht mit solcher Herablassung von ihr gerechnet, aber er fand den richtigen Konter auf ihre Worte.
“Und wie steht es bei deinem persönlichen Kampf, Makoto-san? Es wird in der Shishin Botschaft von nichts anderem gesprochen. Ich höre dein Ehemann, Tsuru Utsugiri hat dich verlassen um sich der Tsuru Armee anzuschließen. Ich hoffe seine Taten haben deine Sympathien nicht gegen unseren Disput mit den Tsuru aufgewogen.”

Makotos Gesicht wurde hart bei diesem Angriff. Das Licht der Laternen warf Schatten auf die Linien der Reue um ihren Mund, doch wurden diese schnell von ihrem Zorn verschlungen. Sie hat zu viel Sake getrunken um ihre Emotionen zu kontrollieren.

“Ich bin durch einen Schwur an die Shishi gebunden - an Shishi Kang-dono, Matsumoto-sama. Und die Taten meines ehemaligen Gatten gehen dich nichts an.”

“Im Gegenteil”, erwiderte Matsumoto,” Militärische Konflikte definieren meine Beziehungen am Hof. Krieg macht aus Freunden und Familie Feinde für uns alle. Ich denke es ist nur natürlich für dich, dass du dir wünschst die Shishi würden zögern, anstatt jene zu zerstören welche unsere Familie mit Straffreiheit zu beleidigen.”

Makoto sprang auf, bereit die Waffe zu ziehen, aber sie bremste sich noch als die anderen Gäste ihren Ausbruch bemerkten. Sie setzte sich erneut, Tränen in den Augen von dem Stich der Scham.
“Das war der Schlag eines Feiglings, Matsumoto”, fauchte sie bevor sie eine Schale Sake leerte, den Griff so fest um das Porzellan dass es zu brechen drohte.
Matsumoto lächelte über seinen Sieg.
“Ja, vergib mir Makoto-san.”
Er füllte ihre Schale mit Sake an.
“Wir alle leben und sterben für die Shishi, jeder auf seine Art,” murmelte sie, als wolle sie sich selbst überzeugen.
“Wir opfern was immer notwendig ist um der Ehre zu dienen.”

 

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