Wurzeln treiben

1668 0 0

Die nächsten zwei Monate verbrachte Gavín meist unter Tage in den Höhlen der Silberfische, um der Hitze des Sommers zu entgehen. Dort lernte er ihre Wege kennen, ihre Arbeitsweise, die meisten wichtigeren Personen und erarbeitete sich das Vertrauen von Miral und seinen engeren Vertrauten. Sein Geldbetrag war mal größer, mal kleiner, aber langsam baute sich der Druidenschüler ein gutes Polster auf.

Nicht, dass er damit reich war oder werden würde und von den dreißig notwendigen Golddeut war er noch weit entfernt, aber er hatte seinen Gürtel fertig, die kleine Schatztruhe von Dragnar war es auch - es waren insgesamt sechs Golddeut gewesen, der Magier hatte sich kaum erweichen lassen - und er konnte sich neue Kleidung leisten für den Fall der Fälle.

Sein Reichtum belief sich aktuell auf sechs Golddeut und zwölf Silberdeut und ihm ein gutes Gefühl, denn knapp ein Fünftel der erforderlichen Summe für die Universität hatte er schon.

Die Regel war einfach: jedes vollständige Golddeut wurde weggesperrt und nicht angerührt. Die Silber- und Kupferdeut waren dazu da, um Ausgaben abzudecken, falls nötig, bis das nächste Golddeut angespart war. Das funktionierte recht gut, aber eben nicht immer, wie das Leben halt so spielt.

In der Zeit zwischen den Aufträgen sprach Gavín eine Menge und hörte noch mehr zu. Dadurch bekam er ein paar Hinweise auf Aktivitäten, die seinen druidischen Fähigkeiten entgegenkamen. Zuletzt half er bei der Geburt eines Kindes aus dem elbischen Rat im Turm, was ein interessantes Erlebnis war und nicht so anders wie bei einem Menschen und ihm ein paar Namen und den Respekt der anwesenden Elben einbrachte.

Gar nicht so schlecht für einen Tag Arbeit, wenn auch recht blutig. Aber sowohl Kind als auch Mutter waren wohlauf und es ging ihnen den Umständen entsprechend gut. Gavín hatte der Mutter noch zwei stärkende Tränke gebraut, im Grunde eine etwas abgewandelte Hühnersuppe.

Dazu kam noch, dass er mittlerweile sehr viele Bücher verschlang und mehr lernte als er bei seiner Mutter je hatte in einer wesentlich kürzeren Zeit. Nicht, dass die Lehre von Freyrín nicht gut gewesen war, aber sie war beschränkt auf den Weg, den Freyrín selbst eingeschlagen hatte. Also vergrößerte er langsam, aber stetig, wie ein Fluss sein Bett vergrößerte, sein Wissen, tauchte sogar tiefer ein in Chemie und Alchemie, was ihm in der Universität Vorteile bringen würde.

Er hatte nur ein paar Probleme. Das erste war seine Werkstatt. Er hatte keine, konnte sich keinen Aufenthaltsort außerhalb des Haus der Vampire leisten - oder wollte nicht - und hätte beinahe eben jenes in die Luft gejagt.

Das zweite war sein Gewissen. Die Silberfische waren meistens nichts weiter als manchmal brutale Schmuggler, aber auch sie konnten für gewisse blutige Angelegenheiten angeheuert werden. Einige davon betrafen auch seine Kunden.

Das dritte Problem war seine Beziehung mit Diana. Oder... auch nicht. Sie hatten sich nach kaum einem Monat dazu entschieden, nicht mehr miteinander zu schlafen. Sie hatten keinen Streit gehabt oder so etwas in der Art, es war einfach, dass Diana ihm viel mehr Energie entzog als er angenommen hatte, was seine Arbeit dauerhaft beeinträchtigte und zu eben jenem beinahe katastrophalen Ereignis entscheidend beigetragen hatte. Er gab ihr nicht die Schuld dafür und sie nahm auch keine Schuld an. Umarmungen und manchmal ein Kuss waren immer noch da, aber mehr kam da auch nicht. Und das war gut so.

Das vierte Problem bestand darin, dass er getrieben war. Der Winter nahte und würde einiges an Geld verschlingen, einfach der Ausrüstung und Ingredienzien wegen, die aufwändig gezüchtet werden mussten in Treibhäusern, teilweise magisch begünstigt. Das hieße, er musste vor Beginn des Winters im Monat Goldene Flügel auf etwa zwanzig Golddeut kommen, um davon den Winter zu überstehen und sich erneut ein Polster aufzubauen. Wenn er zurückfiel auf fünfzehn Golddeut am Beginn des Frühlings, dann war das schon gut. Aber er rechnete nicht damit.

Sein fünftes und letztes Problem war seine langsam wachsende Bekanntheit. Einerseits erfreute er sich daran, denn wenn er als Grauer Bote bei einem Kunden aufschlug, überschlugen sich fast alle Kunden, wenn sie auch nur seinen Namen hörten, sei es aus Furcht oder Höflichkeit.

Was im Gegenzug dazu führte, dass immer mehr Leute versuchten, ihn zu töten. Da die Silberfische eine illegale Organisation waren, die geflissentlich gegen Gefallen und Deuts in Hülle und Fülle übersehen wurden, so waren ihre weniger Bekannten Mitglieder wie Gavín anfangs sicher. Was sich schnell änderte und ihn zum Ziel von einigen Attentätern machte, einige davon schafften es sogar fast, ihn Gevatter Tod zu überreichen. Die Stadtwache war in dem Kontext natürlich keine Hilfe, denn Gavín war zwar ein Druide - Druidenschüler - aber nun hinreichend als Silberfisch bekannt.

Aber genug von Problemen, sprechen wir von den Früchten seiner Arbeit. Zum einen war da Gerhard. Er war Alchemist, jedenfalls sagte er das. Gerhard war groß, bärtig, muskelbepackt und ein Trinker. Gavín konnte auf ihn zählen, wenn es um starken Alkohol oder alchemistische Tinkturen ging, die er für spezialisierte Salben brauchte oder zur Desinfektion, nicht zum Trinken für ihn selbst. Mit Gerhard konnte man sprechen und trinken und beide mochten sich. Außerdem war Gerhard mordsgefährlich, denn er war früher Soldat gewesen und wegen Trunkenheit rausgeworfen worden, was ihn aber nicht davon abgehalten hatte, seine Fähigkeiten mit dem Breitschwert zu verbessern.

Eine weitere Frucht war Ulbrecht Ohera. Er war kaum älter als Gavín, war aber genauso hoch wie breit und konnte bei Bedarf - und er hatte stetigen Bedarf - ein ganzes Schwein vertilgen. Dazu war er stinkend reich, was man sogar teilweise wörtlich nahm aufgrund von mangelnder Körperhygiene und vielen, vielen flüssigen Düften, die er am Leibe trug. Gavín war kein Freund des jungen Mannes, er verabscheute ihn regelrecht. Jedes Mal, wenn der Adlige speiste - was viermal am Tag passierte - verschlang er genug Nahrung für eine vierköpfige Familie und warf genug Essen weg für dreimal so viele Personen.

Gavín hatte irgendwann zwei Geschäfte ausgehandelt, eins mit dem Adligen, eins mit den Dienern. Mit den Bediensteten handelte er aus, dass die Überreste zu Waisenhäusern und zu einigen Herbergen gebracht wurden, immer im Wechsel. Natürlich, nachdem die doch spärliche Dienerschaft ihren Anteil gehabt hatte. Alles, was die Herbergen und Waisenhäuser ihnen an Gold geben mochten, durften sie behalten.

Das zweite Geschäft war direkterer Natur mit Ulbrecht. Das fette Schwein hatte ein Auge auf Lanialellara und ihre Hinterlassenschaften geworfen. Also Artefakte, Schriften, Erzählungen, sogar einfache Steine aus dem ursprünglichen Lithrodil waren kaum zu teuer. Und Gavín hatte seine Methoden, um einiges an Schmuggelware zu beschaffen. Teilweise mit Einverständnis der Silberfische, teilweise ohne ihr Wissen. Dieses Geschäft hatte ihn dazu befähigt, sein Polster zu dem aktuellen Stand zu verbessern. Die Aufträge der Silberfische waren lukrativ, aber nicht lukrativ genug. Und Gavín war, wie gesagt, ein Getriebener mit einer aktuell sehr ungewöhnlich starken Ungeduld.

Seinen einzigen Ruhepol fand er in Anette. Die schwarzhaarige Schönheit und Schwester von Diana war eines Nachts bei ihm aufgetaucht wie ihre Schwester und geblieben. Nicht wie Diana, sie hatten aneinandergeschmiegt geredet, sich geküsst und waren eingeschlafen. Das ging so für einige Wochen bis sie miteinander geschlafen hatten und es tat beiden gut. Anette war das genaue Gegenteil von Diana, in fast jeder Beziehung.

Auch war sein Ruf genug, dass Kunden in die Herberge kamen. Nicht genug, um ihn finanziell besser dastehen zu lassen, aber es war eine gute und willkommene Abwechslung.

Den Winter verbrachte er damit, Erkältungen, eingeschlafene und erfrorene Gliedmaßen zu behandeln und einen Großteil der Glücksspielerträge der Silberfische über verschiedene Wege in die Stadt und aus der Stadt zu bringen. Was ein Grauer Bote eben so tat.

Einmal führte ihn genau das auch wieder zurück in den Turm, was ihm einige gute Informationen ein- und ihn in Lebensgefahr und damit beinahe umbrachte. Aber auch neue Freunde oder zumindest weitere Beziehungen. Der Turm war sich auch nicht immer einig und Gavín versuchte, nicht vollständig im Strudel der politischen Strömungen zu versinken.

Gerade jetzt, am Anfang seines erstens richtigen Frühlings in Methellona, war er damit beschäftigt, Krankheiten zu kurieren oder sie zumindest zu bekämpfen, die eine oder andere Geburt zu begleiten, sich noch weiter in Anette zu verlieben und sich einen Bart stehen zu lassen. Das letzte gelang nur leidlich.

Was ihm jedoch auch noch teilweise gelang, war sich den Respekt von einigen wenigen Händlern und Soldaten zu erarbeiten. Das verdankte er leider der traurigen Tatsache, dass die Wanurim immer wieder Überfälle nach Norden versuchten, um die Versorgung des Nordens über den westlichen Weg zu unterbrechen. Berichte besagten dazu, dass sie Feuerholz für ihre engelsverlassenen Maschinen brauchten und was kam da besser, als die relative Nähe zum Finsterforst?

Nun, die ersten Rodungen verliefen für die Wanurim wohl gut, aber dann bemerkten die Mondelben den Frevel und schlugen zurück, auf die ihnen eigene Weise: mit Pfeilen und Pflanzen. Tödliche, mit riesigen Dornen bespickte Ranken zerdrückten und spießten die Arbeiter auf, giftige Schwarzdotter genannte Pilze wuchsen in den Zelten der Soldaten aus dem Boden und verteilten ihre Sporen, die sich in den Organen fest- und diese zersetzten.

Überlebende, meistens Desertierte, fanden ihren Weg nach Methellona und die umliegenden Dörfer, wo sie sich aufpäppeln ließen. Einige der Wanurim kehrten nach Hause zurück, andere waren von dem sadistischen Wesen ihres Gottes Kolgora, den sie als den siebten Drachen verehrten. Eine unheimliche Blasphemie, wie Gavín es gegenüber Lanialellara empfand, sich aber nicht sicher war, warum er so fühlte.

"So, fertig.", brummte er und zog den Verband um das Bein der Frau fest. Sie atmete scharf ein. "Verzeiht. Bewegung auf ein Minimum beschränken und Ihr solltet in wenigen Wochen wieder einigermaßen normal laufen können. Und haltet Euch vom Finsterforst fern, die Elben... ach, ihr habt es selbst erlebt."

"Ich war nur die Kräuterfrau.", murmelte sie in ihre langen Haare, band sie sich mit einem Tuch nach hinten und drückte Gavín etwas in die Hand, was er als Stück eines Rubins identifizierte. "Das ist alles, was ich habe. Bitte, nehmt es, ich kann es kaum gebrauchen. Es gehörte einem Offizier, ich habe es ihm abgenommen, als er auf meinem Bett verstarb."

"Danke, das ist mehr, als ich eigentlich verdiene." Bescheiden steckte er das Stück Rubin in seine Geldkatze. Ein paar Silberdeut war dieses Stück sicherlich wert. Jetzt kam es auf die Reinheit an und er kannte genau die Person, mit der er darüber reden konnte. "Lasst den Verband ein paar Tage drauf, dann wechseln und nehmt das."

Er reichte ihr ein schmales Töpfchen mit seiner eigenen Heilsalbe. "Dünn auftragen, vorsichtig abwaschen nach zwei Tagen, Verband drauf. Wenn ihr die Salbe nicht vertragt, kommt gerne zu mir oder schickt nach mir."

"Danke, Meister Gavín."

"Nicht dafür. Ruht Euch aus."

Gavín verließ das Zelt knapp außerhalb der Stadt, wo sich einige der Überlebenden versammelt hatten, bevor sie von der Stadtwache in die Stadt zu einzelnen Herbergen begleitet wurden. Er brauchte noch ein paar Stunden, da er noch zwei Elben versorgte, die von Giften und Säuren angegriffen worden waren auf ihrem Weg nach Methellona. Sie hatten Glück gehabt, die Waffen der Wanurim hätten weitaus schlimmere Wunden gerissen.

Als er endlich zum Haus der Vampire zurückkehrte, erwartete ihn ein Diener von Ulbrecht, gekleidet in feines Leinen mit einer Weste aus Brokat darüber.

"Master Gavín." Der schon etwas in die mittleren Jahre gekommene Mann hieß Jorah und dieser verneigte sich steif aus der Hüfte. "Der Herr Ulbrecht erbittet Eure Anwesenheit zur zweiten Stunde nach Sonnenaufgang zu einer für ihn sehr dringlichen Angelegenheit."

"Aha." Gavín orderte zwei Tassen Tee für ihn und Jorah bei Nuriel, zahlte mit zwei Kupferdeut. "Gut, dass du für ihn gesagt hast, sonst könnte ich annehmen, es wäre etwas Unbedeutendes." Er warf dem Mann ein Lächeln zu, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen. "Wie ergeht es dir und den anderen?"

"Wie immer, Master Gavín.", antwortete Jorah mit seiner üblichen, steifen übertrieben höflichen Art. "Wir sind der Umstände trotzend froh, in der Güte seiner Lordschaft zu stehen."

"Ich verstehe." Gemeinsam tranken sie ihren Tee, Jorah stehend mit einer Hand an der Weste und Gavín auf dem Barhocker sitzend. "Ich wünsche dir einen guten Tag. Lass dir nichts einreden. Wir sehen uns morgen, Jorah."

"Wohl wahr, Master Gavín.", kam es genäselt von Jorah, der mit langen, gemächlichen Schritten die Herberge verließ und Dragnar grüßte, der über den Hof stiefelte.

Gavín verließ nach einem raschen Bissen wieder die Herberge und stattete den Silberfischen einen Besuch ab, half bei der Verladung einiger Gewürze, kontrollierte eine Ladung Pflanzen von den Cenwynd im Norden und sicherte sich einen Strauß Eislilien, die eine kühlende Wirkung als Salbe hatten.

Erst gegen Abend genehmigte er sich ein rotes Ale, ein paar Karotten mit Brot und einer Scheibe Reh als Feier des Tages, bevor er bis etwa Mitternacht an den neuen Salben arbeitete und zufrieden dabei zuschaute, wie aus der fertigen Kühlsalbe Kälteschwaden aufstiegen. Das hat erstaunlich gut funktioniert. Hoffentlich blieb das so.

Anette weckte ihn, als sie sich auf ihn setzte und ihn wachkuschelte. Gemeinsam begannen sie ihren Tag, Anette als Mädchen im Dienst und Gavín machte sich auf den Weg zu Ulbrecht, vollständig ausgestattet mit seinen beiden Gürteln mit den verschiedenen Gläsern und Taschen, seinem Buch und seinem Schreibwerkzeug.

Jorah empfing ihn mit seiner üblichen, nasalen Art in der Eingangshalle und hieß ihn zu warten. Gavín beäugte die weichen Sessel und Liegen und stieg von dem dicken Teppich herunter. Es fühlte sich an, als würde er über sehr weichen Teig laufen und das war ein sehr seltsames, teilweise ekliges Gefühl.

Die Gemälde an den Wänden waren ihm mittlerweile recht gut bekannt: Ulbrecht in verschiedenen Stadien seines Lebens, daran zu sehen, wie er von einem ansehnlichen Knaben zu einem schweinsgesichtigen Fettwanst mutierte.

Zuerst verschwanden seine Brüder aus den Bildern, dann seine Mutter und dann sein Vater. Ohne weitere Informationen konnte Gavín nur Vermutungen anstellen, aber er glaubte, dass Ulbrecht erst seine Brüder getötet oder verdrängt und dann irgendetwas mit seinen Eltern angestellt hatte. Selbst die Diener schwiegen sich aus und das war für den Druidenschüler ein sehr, sehr deutliches Zeichen, daher hielt er sich zurück mit seinen Fragen. Und auch mit seiner Abneigung gegenüber des Adligen.

Ulbrecht war auch der erste Mensch, der in ihm nicht so nette Gedanken auslöste, um es mal milde auszudrücken. Nachdenklich fuhr er mit den Fingern über die einzelnen Phiolen, dachte darüber nach, mit welchem Kraut er einzeln oder in Verbindung miteinander und etwas Spucke ein Kontaktgift herstellen konnte. Nur als Gedankenspiel, denn Ulbrecht würde sicherlich nichts in diesem Zimmer anrühren, wenn es nicht gerade eine Gabel oder ein Löffel war.

Was er wohl mit den ganzen Artefakten machte, die Gavín ihm brachte? Ausstellen wohl nicht. Behalten? Hatte er ein Büro, einen Arbeitsraum? Also, "Arbeit". Ulbrecht wäre wahrscheinlich gut im Pläne schmieden im Bereich der Politik und sicher auch rücksichtslos, aber sobald er etwas heben musste, was schwerer als ein Spiegel oder sein Besteck war, würde er sofort Muskelschmerzen bekommen.

Der ganze Raum stank nach Geld. Gavín verspürte immer wieder einen kurzen Anflug von Neid, aber wenn er daran dachte, wie viel Leid hinter dem ganzen Gold steckte - von den familiären Toden mal abgesehen - so wollte er nichts damit zu tun haben und sich sein Geld redlich verdienen. So redlich es eben ging. Und rechtlich hatte er sich keinen Fehltritt geleistet und selbst die Artefakte waren zwischen ihrem Fundort und ihrem Bestimmungsort quasi herren- und gesetzlos.

Eigentlich wäre eine Mischung aus Hagebuttensaft, Wolfskrautblüten und Tollkirschextrakt für ein schönes Kontaktgift eine Idee. Lächelnd schrieb er es sich in sein Notizbuch und schaute auf, als Jorah durch eine der hohen Türen trat und sich wieder steif verneigte.

"Master Gavín, Lord Ulbrecht ist jetzt bereit für Euch."

"Danke, Jorah." Gavín pustete vorsichtig über die frische Tinte, bis sie getrocknet war. Er hatte es nicht eilig und Ulbrecht würde ihn deswegen kaum anzählen. Erst dann folgte er dem gemächlich ausschreitenden Diener, der ihn durch mehrere Gänge des Anwesens führte und dann in einen Speisesaal, der fast so groß war wie der Schankraum des Haus der Vampire.

In der Mitte stand eine Tafel für zweiundzwanzig Leute, je einen vor Kopf und zehn an jeder Seite. Etwa die Hälfte der Tafel war mit Tabletts und Platten vollgestellt, auf denen Speisen ruhten. Vier riesige Kristallkaraffen mit Wein, Tee und etwas, das stark nach Schokolade ausschaute, glitzerten im Licht der Kerzen; Brot, Käse, Fleisch, ein halbes Dutzend verschiedene Arten von Würsten lagen aufgeschnitten auf den edlen Platten und dem Herrn des Hauses ward edles Porzellan gebracht worden. Allein dieses Porzellan war mehr Gold wert als Gavín gerade besaß, von dem Silberbesteckt in den feisten Händen des Mannes mal abgesehen.

Jorah verneigte sich vor Ulbrecht Ohera, dem Herrn des Hauses. "Der Druide Gavín, wie Ihr gewünscht hattet, mein Herr."

"Ah, Maschter Gavín.", schmatzte Ulbrecht, als Gavín sich ebenso steif wie Jorah verneigte. Das feiste Gesicht des Mannes glänzte vor Schweiß und ließ das schwarze Haar an der Stirn kleben, die nur selten Sonne sah. Gekleidet war er in feinstes Brokat, wo Gavín die Befürchtung hatte, der Stoff würde über dem dicken Bauch des Mannes reißen, wenn man es nur einen Augenblick zu feste anschaute.

"Danke Jorah, das wäre für den Moment alles." Ulbrecht schluckte, legte das Besteck beiseite und deutete Gavín, sich zu setzen, was der Druidenschüler auch tat, etwa zwei Stühle von dem Adligen entfernt. Jorah hatte sich indessen entfernt, was bei den dicken Teppichen auf dem blank polierten dunklen Eichenfußboden nahezu geräuschlos passierte. Perfekt für Attentäter eigentlich.

"Bitte, nehmt Euch etwas." Ulbrecht war wenigstens so höflich, Gavín seit ihrem ersten Treffen entsprechend anzureden und deutete daher auf die feinen Kristallgläser und die Karaffen. Gavín bedankte sich artig und goss sich den noch lauwarmen Hagebuttentee ein, gab sich reichlich Honig dazu und lehnte sich in dem Stuhl zurück, dessen Rückenlehne einen Kopf über seinem endete.

"Was kann ich für Euch tun, Lord Ulbrecht?" Gavín wusste, dass der Mann kein direkter Lord war, denn niemand hatte ihm einen Titel vermacht und sein Vater war auch kein Lord gewesen, aber der Größenwahn von Ulbrecht verlangte es. Zumindest von den Dienern und seinen Gästen. Wahrscheinlich wusste er selbst nicht mehr, dass er eigentlich kein Lord war. Aber da war auch wieder das nette Wort eigentlich.

"Master Gavín", setzte Ulbrecht an, rülpste, spülte mit Wein nach, "ich vernahm Gerüchte von einer Angelegenheit, die mein Interesse erweckte."

Natürlich, sonst wäre ich nicht hier, Dummkopf, dachte Gavín bei sich, nickte aber nur höflich.

"Und zwar geht es um eine Lieferung an eure Silbervögel. Buntfische. Egal." Der Mann wedelte verjagend mit seiner fetten Hand, an der silberne und goldene Ringe mit unterschiedlichsten Edelsteinen daran darum kämpften, nicht von den Fingern gesprengt zu werden. "Mir ist zu Ohren gekommen, dass eine Untersuchung an den Grenzen zum nördlichen Gebirge einen Tempel aufgetan und ein originales Bildnis von Lanialellara beinhaltet. Angeblich auch einen Dolch, aber mich interessiert nur das Bildnis."

"Ein Bildnis?" Gavín hob fragend eine Augenbraue. "Über welche Größe reden wir da? Sprecht Ihr von einem Bild wie Eure Gemälde hier oder doch eher eine Statue oder Büste wie jene Eures Vaters in der Eingangshalle?"

"Angeblich - und ich möchte wirklich dieses Wort betonen - handelt es sich um ein Tellerbild von der Größe meines Esstellers mit ihrem Konterfei darauf."

Gavín versuchte den Rest des Tellers unter den Speiseresten zu erkennen und nickte bedächtig. So einen Teller konnte man besser transportieren und verstecken als beispielsweise eine Büste der Frau. Dabei dachte er an das Zeichen des Engels, welches er versteckt um den Hals und unter der Robe trug. Nicht, dass Ulbrecht das auch noch wollte. Die Figur von Lanialellara hatte er in seinem Beutel in der Herberge gelassen. So würde er sie überall dabeihaben.

"Und der Dolch?", fragte er nach. "Steht er als optional auf Eurer Liste oder soll ich versuchen, ihn auch zu beschaffen?"

"Ich kann mit Waffen nicht viel anfangen, wie Ihr wisst." Die Masse des Mannes schwappte zurück, als er sich in den Stuhl lehnte. "Aber ich würde Euch fünf Golddeut zusätzlich zahlen, falls Ihr es schafft, diesen Dolch auch noch zu beschaffen."

"Und der Teller wäre Euch genau was wert?"

"Drei Golddeut. Schließlich ist es ein Teller." Er seufzte. "Jetzt werdet Ihr zu Euren Leuten gehen, Euch mit ihnen beraten, herausfinden, wer es transportiert und woher und mich auf fünf Golddeut hochhandeln?"

Gavín lächelte schmal über den Rand des Kristallglases hinweg. "So in der Art, ja."

"Ich verstehe. Dann soll es so sein, wenn wir uns auf offizielle vier Golddeut einigen und ich Euch fünf Golddeut zahle." Ulbrecht sagte das in einer jovialen Art mit an den Spitzen zusammengelegten Fingern, als würde er Gavín damit einen Gefallen tun und besonders großzügig sein.

"Ich werde sehen, was ich tun kann. - Wie schaut es mit den bisherigen Artefakten aus? Sind sie immer noch zu Eurer Zufriedenheit?"

"Oh ja, aber selbstverständlich. Ihr hat gute Arbeit geleistet, Master Gavín, ach was sage ich, hervorragende Arbeit!" Ulbrecht lachte, was seinen ganzen Körper in Bewegung setzte. "Der Silberkelch ist mein liebstes Stück, wie Ihr Euch sicher denken könnt. Mit der Schreibfeder kann man so gut schreiben, es gibt keine Widerstand, das Papier reißt nicht, die Tinte kleckert nicht... seid Ihr Euch sicher, dass sie nicht magisch ist?"

"Sicher kann man sich nie sein, Eure Lordschaft, aber mein Magier sagte, dass sie keinerlei magische Ausstrahlung hätte, die ihm bekannt wäre. Und gerade bei Artefakten aus Lithrodil sollte man so etwas sicher spüren. Wie es angeblich schon der Fall gewesen sein soll, aber ein solches Stück ist mir noch nicht über den Weg gelaufen."

"Verstehe, verstehe." Der selbsternannte Lord ließ den Blick über Gavín wandern, besonders über seine Ledergürtel mit den Taschen, die sich um seine Hüfte und den Brustkorb wanden. "Sagt, braucht Ihr diese ganzen... Sachen jeden Tag?"

"Nicht jeden Tag, Eure Lordschaft. Vieles davon kann ich mischen und es deckt die meisten Situationen ab, die mir in meiner Tätigkeit unterkommen. Die meisten Krankheiten, Fieber, Wunden, Desinfektion, Gegengifte der meisten Pflanzen hier in der Gegend. Was halt so in und um Methellona passiert." Nicht, dass der Mann davon irgendeine Ahnung hatte.

"Also könnte ich Euch auch rufen, wenn mir etwas zustoßen würde?"

"Falls Ihr noch lebt, sicherlich.", nickte Gavín geflissentlich.

"Hm, hm, hm.", machte Ulbrecht nachdenklich. "Sicher, Ihr seid schließlich ein Druide. Hätte ich selbst drauf kommen können. Nun denn." Er hieb mit seiner Hand auf eine Klingel, die ein hohes DING von sich gab und sofort stand Jorah neben ihnen.

"Herr?"

"Wir wären dann soweit." Ulbrecht hievte sich aus dem Stuhl, Gavín folgte, nachdem er seinen Tee hinuntergestürzt hatte. Dabei fiel ihm wieder auf, wie klein der Lord eigentlich war. "Bringst du Master Gavín zur Tür und räumst den Tisch ab?"

"Sehr wohl, Herr." Jorah verneigte sich etwas tiefer als gewöhnlich und mit einer Hand in die Weste gehakt begleitete er Gavín zur großen Ausgangstür mit den Buntglasscheiben. Eine eklatant verschwenderische Ausgabe, aber auch dies zeigte den Luxus und den Reichtum der Ohera-Familie.

"Braucht ihr noch etwas?", fragte Gavín leise den Vertrauten. Aus der Nähe sah man die Rasierspuren und sanften Stoppel in den Falten, was auf seine Sorgen und sein Alter hindeutete.

"Nein, Master Gavín, danke der Nachfrage." Jorah neigte leicht den Kopf. "Wir sind vollumfänglich arbeitsbereit."

Das sagte so viel aus, dass momentan niemand krank war und sie auch wirklich gerade nichts von Gavín benötigten. Daher lächelte der Druidenschüler nur, legte dem Mann kurz eine Hand auf den Arm und nahm den Weg zurück nach Methellona, las derweil auf dem Weg in seinen Notizen und überlegte sich, ob er etwas vergessen hatte, als sich ihm die Nackenhaare aufstellten.

Sofort blieb er stehen und schaute sich um. Links von ihm befand sich der Finsterforst in etwa vierhundert bis fünfhundert Metern Entfernung, rechts von ihm Felder, die frisch bestellt wurden und teilweise schon hüfthoch bewachsen waren.

Seine Instinkte hatten ihn bisher noch nie getrogen, also griff er langsam in seine rechte Außentasche, die eine Reihe von schmalen Fläschchen trugen. Diese Fläschchen waren ihrerseits gefüllt mit einer Flüssigkeit, die bei genügend Wucht in einer weiß-blauen Rauchwolke verpuffte. Seine erste Verteidigung, falls...

"Da ist er ja.", brummte plötzlich eine tiefe Stimme hinter ihm. Gavín drehte nur den Kopf und sah einen Mann hinter sich. Unrasiert, mit drei Narben über dem linken Auge, ein fieses Lächeln im Gesicht. Ein Schmierkopf. Das Schlachtermesser in seiner Hand sagte Gavín genug.

In Richtung Methellona hatten sich zwei andere Schläger hingestellt, einer mit einem Knüppel, der andere mit einem eisernen Totschläger. Sie trugen keinerlei Erkennungszeichen, nur speckige Lederkleidung und dreckige Leinenhemden in unterschiedlichen Stadien der Abnutzung durchs ständige Tragen.

"Und was wollt ihr jetzt von mir?", fragte er in die Runde, aber einer der beiden Männer von vorne zog die Nase hoch, spuckte aus und beide kamen dann näher. Er hörte, wie sich der feiste Mann mit dem Schlachtermesser von hinten näherte.

Offenbar waren diese Jungs aufgestanden, waren angeheuert worden und hatten Gewalt gewählt. Nun gut. Dann war es eben so.

Er griff in die nächste Tasche und holte eine weitere Phiole heraus. Er konnte zwar nicht kämpfen und besonders nicht gegen drei solcher Halunken, aber er wollte ihnen wenigstens einen Denkzettel verpassen.

"Jungs, das muss nicht sein.", warnte er sie vor, aber sie ignorierten ihn. Seine Chancen standen niedrig, in das Feld auszuweichen oder an den beiden Männern vor ihm vorbeizukommen, also musste er über den Finsterforst laufen. Die Wiese konnte schwierig werden, je nach Untergrund, aber es blieb ihm keine Wahl. Vielleicht reichte es auch, einfach einen Haken zu schlagen.

Gut, Haken schlagen also.

Dem Schlag des Totschlägers wich er aus, genau wie dem Knüppel, bevor er die drei Rauchbomben zu Boden schmetterte. Mit einem klirrenden Geräusch zerbrachen die Phiolen und zischend breitete sich explosionsartig besagte weiß-bläuliche Rauchwolke aus. Aber der Mann hinter ihm hatte sich seine Position gemerkt und das Schlachtermesser biss kalt in seine Seite.

Gavín schrie vor Schock und Schmerz aus und schmetterte dem Mann die letzte Phiole aus nächster Nähe ins Gesicht. Eigentlich Verschwendung, aber das dünne Glas zerbrach und die Flüssigkeit, welche eigentlich nur aus einer ebenfalls verpuffenden Substanz aus Hagebutten und Brandpaprika bestand, verpuffte nicht, sondern floss dem Kerl direkt in die Augen.

Dieser schrie nun ebenfalls auf und Gavín riss sich los, taumelte aus der Rauchwolke heraus, schlug den Bogen und rannte, rannte und rannte, die Hand auf seine blutende Wunde gepresst. Hinter sich hörte er Schmerzensschreie und Flüche.

Heiß lief ihm das Blut aus der Seite, tränkte seine teure Robe, das Hemd und die Hose. Die Wache am Tor fing ihn auf, als ihm vor Blutverlust und Schock schwindlig wurde. Das nächste, woran er sich erinnerte, waren die aufgeregten Rufe von Nuriel und Shavenna, die ihn entgegennahmen.

Wach wurde er irgendwann in der Nacht, eine Kerzenlampe neben sich und Anette an seiner Seite, die ihm die Stirn abtupfte. Sie sprach mit ihm, aber Gavín wusste nicht mehr, was sie gesagt hatte.

Erst am nächsten Tag konnte er sich unter Schmerzen aufrichten und spürte, wie die Infektion und das Fieber ihn gepackt hatten. Lethargisch begann er Anweisungen zu geben, doch ob sie so befolgt wurden, wusste er nicht, denn danach verschwamm seine Erinnerung. Was er irgendwann klar erinnerte, war einer der letzten Verbandswechsel und dann endlich Frischluft an der Wunde.

Die Haut drumherum war aufgeweicht von den Salben und des geringen Kontakts mit Sauerstoff, bleich und sah aus wie weißes Fischfleisch. Das Messer war wohl nicht sauber gewesen und hatte die Wunde entzündet. Es würde wohl eine Narbe zurückbleiben.

Er behandelte sich selbst weiter und bedankte sich bei Anette auf seine Art und dann bei den beiden Mondelbinnen, bevor er einkaufte und seine Vorräte auffüllte. Die Stadtwache kam und befragte ihn, aber bis auf die Beschreibung konnte er ihnen nichts geben.

Tage später fand man die drei Schurken in einem Graben, ausgeweidet und fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Auch hier wurde Gavín wieder befragt, aber er hatte genug Zeugen, die aussagten, dass er das nicht gewesen sein konnte. Mal abgesehen von der mangelnden Kraft, um den größten der drei Männer zu überwältigen.

Zwei Wochen nach dem Überfall schleppte sich Gavín vorsichtig in die Höhlen in der Teufelsklaue, um den Silberfischen und Miral einen Besuch abzustatten.

"Überfallen?" Der Sonnenelb lächelte nicht. Er sah gar nicht glücklich aus. "Wir haben von den drei Leichen gehört, aber du stehst in dem Zusammenhang? Ärgerlich. Sehr ärgerlich."

"Meinst du?", fragte Gavín angefressen zurück. "Ich finde es auch sehr ärgerlich und irgendwie lebensstörend, wenn ich von drei Leuten überfallen werde, ohne zu wissen, wem ich jetzt ans Bein gepinkelt habe."

"He, nicht nur du." Miral pfiff leise durch die Zähne. "Wir haben zwar festgehalten, dass wir dir nicht helfen, aber ein Angriff auf einen von uns ist ein Angriff auf uns alle. Das ist jetzt etwas persönliches. Also, fast. Aber doch schon."

"Danke, aber ich glaube, ihr solltet in Umlauf bringen, dass dieser Druide", er sparte sich das Druidenschüler dieses Mal, "keine Lust mehr hat auf Juckpulver und jetzt auf Gifte setzt."

"Tust du?", kam die irritierte Rückfrage und Gavín lachte.

"Nein, aber das müssen unsere Feinde doch nicht wissen."

"Uh, du wirst richtig gefährlich, das gefällt mir." Miral klopfte auf den Tisch. "Wir bekommen in wenigen Tagen eine Lieferung."

"Ist mir zu Ohren gekommen. Wieder Artefakte?"

"Ja. Haben dir die Schatten wieder etwas geflüstert?"

"Ja.", gab Gavín zu. Er hatte früh gelernt, dass eine Lüge bei Miral ungefähr zehn Sekunden Stand hielt. "Es geht um einen Teller. Einen Bildnisteller? Außerdem wohl einen Dolch."

"Den Dolch kannst du gleich vergessen.", grummelte der Elb. "Ratsmitglied Thoren weiß davon und hat ihn bestellt. Den Teller kannst du für den üblichen Abgabepreis behalten."

Gavín blinzelte. "W... so einfach?"

"Ja, von denen haben wir genug und niemand hat darauf Anspruch erhoben. Die Universität wird gar nicht merken, dass er fehlt, da die Ladeliste ihn nie ausgewiesen hat."

"Ihr... wartet, ihr habt die Liste direkt bei der Verladung manipuliert?"

"Pft, Unfug. Der Verlademeister in den Ruinen ist einer von uns."

"Oh!" Gavín klatschte in die Hände und verzog das Gesicht, als sich die Wunde meldete. "Au... nicht schnell bewegen, Gav."

"Immer noch nicht verheilt?"

"Fast, aber es zieht immer noch bei bestimmten Bewegungen. - Unabhängig davon, wann können wir mit der Lieferung rechnen?"

"Unbekannt, wir gehen von weiteren vier Tagen aus." Miral grinste nun, was seine goldgelben Hautbemalungen um Augen und Mund tanzen ließ. "Und du wirst den Turm beliefern."

"Ich?", rief der junge Druidenschüler aus. "Das letzte Mal hätte mich fast umgebracht!"

"Aber nur fast. Ratsmitglied Thoren ist von dir eher angetan als die anderen und möchte dich kennenlernen. Also, näher als nur einmal kurz aus der Ferne gesehen."

"Ich... und was erwartet er von mir?"

"Nichts. Das ist das Schöne. Du kannst sie dir zurechtlegen, wie du willst."

"Warte...sie?"

"Ja, Thoren ist eine Mondelbin."

"Oh, der Name klingt so männlich."

"Mondelben sind seltsam.", lachte der Sonnenelb. "Und mit etwas Glück hast du dann deinen zweiten Kunden für uns festgezurrt."

"Bitte?"

"Nun, eine persönliche Lieferung mag zwar eine Ehre sein, aber du repräsentierst immer noch die Silberfische und wir sind am Ende immer noch der Vertragspartner."

"Ah, ja, ergibt Sinn."

"Sag ich doch. Nun geh, ich lasse dich holen, wenn die Lieferung eingetroffen ist."

"Hm, danke." Gavín erhob sich und nahm langsam den Weg an die Oberfläche, kaufte einen Fisch und briet ihn in der Küche, teilte ihn mit Anette. So langsam musste er sich an den Gedanken gewöhnen, sie nächstes Jahr verlassen zu müssen.

Doch wie brachte er es seinem Herzen bei?

Please Login in order to comment!